15. Februar 2023 | Uwe Heizmann | Digitalisierung
Viele werden Audiokassetten noch aus der eigenen Kindheit und Jugend kennen, als sie darauf Musik aus dem Radio, von anderen Audiokassetten oder von CDs aufgenommen und sich so ihre eigenen Mixtapes zusammengestellt hatten. Audiokassetten wurden aber auch für andere Aufnahmen benutzt. Immer wieder gelangen aus Nachlässen von Mitgliedern von Bibel- oder Hauskreisen Audiokassetten mit Aufnahmen von Predigten oder Vorträgen zu religiösen Themen v.a. aus den 1980ern und 1990ern ins Landeskirchliche Archiv Stuttgart. Diese Aufnahmen gewähren neben den üblichen amtlichen Akten einen Einblick ins geistliche Leben dieser Jahrzehnte in Württemberg und würden sogar eine Forschung zu den rhetorischen Fähigkeiten der Sprechenden ermöglichen.
Die Audiokassetten werden genauso wie andere Archivalien verzeichnet. Da anzunehmen ist, dass in einigen Jahrzehnten kein Abspielgerät für Audiokassetten mehr zur Verfügung steht, werden die darauf befindlichen Aufnahmen digitalisiert, um sie auch zukünftigen Generationen zugänglich zu machen. Außerdem ermöglichen Audiodateien eine leichtere, z.B. auch vergleichende Nutzung.
Aktuell verzeichnet und digitalisiert Felix Kräutl im Rahmen seines Freiwilligen Sozialen Jahrs in der Denkmalpflege die Audiokassetten aus dem Bestand D 151, dem Nachlass von Ortwin Schweitzer, des Leiters des Hauskreisreferats des Amts für missionarischen Dienste der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Über die dafür notwendigen Vorarbeiten schreibt er:
„Aktuell digitalisiere ich einige Kassetten, vor allem gut 250 Kassetten aus dem Nachlass Ortwin Schweitzers. Bevor wir mit dem Digitalisieren beginnen konnten, musste ich die gut 300 unsortierten Kassetten erst einmal sortieren und feststellen, ob sie denn auch archivwürdig sind oder auskassiert werden sollen. Ich musste genau darauf achten, ob es nun Kassetten aus dem Handel oder doch selbst aufgenommene waren und musste bei denen aus dem Handel prüfen, ob an den darauf befindlichen Aufnahmen Ortwin Schweizer mitwirkt oder ob er diese nur erworben hat und diese folglich nicht archivwürdig sind.“
Die Digitalisierung erfolgt über ein handelsübliches Doppel-Kassettendeck, einer externen Soundkarte und der Open-Source-Software „Audacity“. Die erzeugten Audiodateien werden im FLAC-Format (Free Lossless Audio Codec) gespeichert und im DIMAG, dem digitalen Magazin des Archivs archiviert.
25. November 2019 | Uwe Heizmann | Digitalisierung
Wie alle Mitarbeitenden der kirchlichen Verwaltung stehen auch die Kirchenarchivarinnen und -archivare vor den Herausforderungen der Digitalisierung. Die Kirchenarchive müssen sich angesichts von einer Vielzahl von digitalen Daten, die in Form von Fachverfahren, Dateiablagen und der E-Akte vorliegen, die Frage stellen, wie digitale Daten übernommen, bewertet und aufbewahrt werden können. Dabei stehen sie vor der Herausforderung, die digitalen Daten trotz einer Vielzahl von technischen Veränderungen und Neuerungen für die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte lesbar und benutzbar zu erhalten. Um ihrem rechtlichen und kulturellen Auftrag auch in Zukunft gerecht werden zu können, müssen die Kirchenarchive ein digitales Langzeitarchiv betreiben.
Schnell wurde dabei deutlich, dass sich ein Projekt zum Aufbau eines digitalen Langzeitarchivs ideal für eine Kooperation zwischen dem Erzbischöflichen Archiv Freiburg, dem Landeskirchlichen Archiv Karlsruhe, dem Diözesanarchiv Rottenburg und dem Landeskirchlichen Archiv Stuttgart eignen würde. Die Kommunal- und Universitätsarchive hatten es bereits vorgemacht und sich im Verbund einer Kooperation mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg angeschlossen.
Auch die kirchlichen Archive kamen zur Übereinkunft, dass das Landesarchiv Baden-Württemberg ein idealer Partner für die Digitale Langzeitarchivierung darstellte. Das Landesarchiv entwickelte bereits 2006 das Archivierungssystem DIMAG (DIgitales MAGazin). Seit 2010 wird das System in einem Entwicklungsverbund, dem die Landesarchive Baden-Württemberg und Hessen, die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns und das Digitale Archiv Nord angehören, gemäß internationalen Standards kontinuierlich weiterentwickelt. Neben der Expertise des Landesarchivs und der bewiesenen Leistungsfähigkeit des Produkts, war eine starke Community und die öffentliche Trägerschaft ein entscheidendes Argument für DIMAG. Beides bürgt dafür, dass die Weiterentwicklung von DIMAG langfristig sichergestellt wird und die kirchlichen Archive einen dauerhaften Kooperationspartner gewinnen konnten.
Für die Auswahl eines Rechenzentrums zur Bereitstellung der technischen Infrastruktur bot sich mit dem Kirchlichen Rechenzentrum Südwestdeutschland in Eggenstein-Leopoldshafen bei Karlsruhe (KRZ SWD) ein idealer Partner an. Entscheidende Faktoren für das Kirchliche Rechenzentrum sind neben der kirchlichen Trägerschaft das kostengünstige und qualitätsvolle Angebot und die redundante Sicherung der Daten an zwei verschiedenen Standorten in Baden-Württemberg.
Zusammen mit den kirchlichen Partnern, dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Kirchlichen Rechenzentrum wurde somit eine Infrastruktur geschaffen, die die Grundlage bildet, dass elektronische Informationsobjekte nun sicher und dauerhaft aufbewahrt und genutzt werden können.