Rückblick auf die Buchvorstellung am 26. November

29. November 2024 | | ,

Am 26. November luden die EHZ-Bibliothek und das Landeskirchliche Archiv zur Vorstellung des neuen Buches über den Baumeister Conrad Schick (1822-1901) ein, der mit seinen Bauten die Stadt Jerusalem Ende des 19. Jahrhunderts prägte. Der Autor Jakob Eisler ist Experte für die Auswanderer aus Württemberg nach Palästina. Sein Interesse an diesem Thema wurde durch Professor Alex Carmel (1931-2002) geweckt, bei dem er an der Universität Haifa studierte. An der Universität Tübingen promovierte er bei Professor Dieter Langewiesche über deutsche Einwanderer in Jaffa. Heute arbeitet Eisler am Landeskirchlichen Archiv in Stuttgart. Er ist Autor zahlreicher Bücher zum Thema und hat viele Vorträge gehalten. Es war ihm eine große Freude, das Buch über die ersten Jahre Conrad Schicks in Jerusalem zu schreiben. In seinem spannenden Vortrag schilderte er, wie er vor Jahrzehnten auf dem Dachboden der Kapelle von St. Chrischona bei Basel die damals noch in Bananenkisten untergebrachten Archivalien sichtete und viele Briefe und Zeichnungen Schicks aus dessen Jerusalemer Anfangszeit in den 1840er Jahren fand. Eisler schilderte anschaulich, wie dort ein Brüderhaus entstand. Conrad Schick reparierte zunächst alte Kuckucksuhren, die er aus Deutschland geschickt bekam, und verkaufte sie an wohlhabende Araber in Jerusalem. Als Autodidakt erlernte er die Landvermessung, das Zeichnen exakter Karten und Pläne, das Anfertigen von Baumodellen, das Entwerfen von Gebäuden und die archäologische Erforschung historischer Stätten. Darüber hinaus veröffentlichte er Hunderte von Fachartikeln. Kein Wunder, dass er, der als einfacher Handwerker von der Schwäbischen Alb nach Palästina ausgewandert war, von der Universität Tübingen einen Ehrendoktortitel erhielt und vom württembergischen König zum Baurat ernannt wurde. Das Buch erschien als Band 31 in der Reihe Kleine Schriften des Vereins für Württembergische Kirchengeschichte.

Jakob Eisler: Conrad Schick – Autodidakt, Forscher, Königlich Württembergischer Baurat. Seine ersten Jahre in Palästina und Jerusalem, Stuttgart 2024 (31), ISBN 978-3-944051-10-9, 168 Seiten, Preis 20,00 Euro (15,00 Euro Vereinsmitglieder). Erhältlich im Buchhandel oder in der Geschäftsstelle des Vereins (Margarete.Gruenwald@ELK-WUE.DE).

„Geografischer Zugang“ zu den Dekanats- und Pfarrarchiven sowie zu den online verfügbaren Kirchenkonventsprotokollen

27. November 2024 | | ,

Auf der Rechercheseite des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart kann über die Tektonik oder über die Suchfunktion nach vorhandenen Informationen zu Dekanats- und Pfarrarchiven recherchiert bzw. geschaut werden, von welchen Dekanats- und Pfarrorten Kirchenkonventsprotokolle online zur Verfügung stehen.

Das Archiv bietet nun zusätzlich einen „geografischen Zugang“ an, wodurch eine „geografische“ Suche nach vorhandenen Informationen möglich ist. Hierzu können über den DARIAH-DE Geo-Browser zwei Karten angezeigt werden, auf denen die Orte, zu denen Informationen vorliegen, als orange Punkte zu sehen sind.

Geo-Browser Dekanats- und Pfarrarchive

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Auf der ersten Karte können über die orangen Punkte die Informationen zu den Archiven der Dekanats- bzw. Pfarrämter angezeigt werden, wohin der jeweilige Ort eingepfarrt ist bzw. war. Aufgrund teils wechselnder Filialverhältnisse können bei einigen Orten auch mehrere Archivbestände angezeigt werden. Durch einen Klick auf den Namen des Dekanats- bzw. Pfarramtes kann direkt zum entsprechenden Bestand auf der Rechercheseite des Archivs gesprungen werden. Die Struktur des Bestandes kann dort über das weiße Kreuz auf schwarzem Grund aufgeklappt werden. Weitere Informationen zur Benutzung der Rechercheseite sind auf suche.archiv.elk-wue.de zu finden.

 

Die Art der zu den Dekanats- bzw. Pfarrarchiven vorhandenen Informationen ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von eingescannten Fragebögen aus den 1930er bis 1950er Jahren, über eingescannte Archivinventare aus den 1960ern bis 1990ern, bis hin zu vollständigen Datenbanken. Außerdem kann ein Archivbestand auch nur für die Onlinestellung der Kirchenkonventsprotokolle angelegt worden sein, so dass keine weitere Information vorliegt.

Geo-Browser Kirchenkonventsprotokolle online

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Auf der zweiten Karte sind die Dekanats- bzw. Pfarrorte zu finden, von denen gescannte Kirchenkonventsprotokolle online zur Verfügung stehen. Auch hier kann durch einen Klick auf den Namen des Dekanats- bzw. Pfarramtes direkt zum entsprechenden Bestand auf der Rechercheseite des Archivs gesprungen werden.

Die Karten können durch einen Klick auf den schrägen Doppelpfeil rechts oben im Vollbild angezeigt werden.

 

 

Dekanats- und Pfarrarchive:

http://geobrowser.de.dariah.eu/embed/?kml=https://www.archiv.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/E_landeskirchlichesarchivneu/KML/LKABW_Dekanats_und_Pfarrarchive_W.kml

 

Online zur Verfügung stehende Kirchenkonventsprotokolle:

http://geobrowser.de.dariah.eu/embed/?kml=https://www.archiv.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/E_landeskirchlichesarchivneu/KML/LKABW_Kirchenkonventsprotokolle_online.kml

Friedrich Wilhelm Wittmann: Ein Leben zwischen Freundschaft und Krieg

20. November 2024 | |

Friedrich Wilhelm Wittmann, auch bekannt als Benno oder Fritz, wurde am 2. Februar 1917 in Bürg bei Neuenstadt am Kocher geboren. Er begann seine akademische Laufbahn in Schöntal und setzte sein Studium in Tübingen und Rostock fort. 1939 bestand er seine erste Dienstprüfung und war auf dem Weg, eine Karriere im Predigtamt zu beginnen.

Der Zweite Weltkrieg unterbrach jedoch seine Pläne. Friedrich Wittmann wurde 1945 bei Lübben an der Spree vermisst und konnte seinen Berufswunsch nicht mehr verwirklichen. Während des Krieges war er nicht an der Front, sondern arbeitete an der Reparatur von Eisenbahnschienen und Brücken. Von 1940 bis Anfang 1942 war er in Frankreich tätig, danach im Osten bis zu seinem Tod.

Er pflegte enge Beziehungen zu seiner Familie und seinem Freund Karl Merz, mit dem er oft korrespondierte. Die beiden diskutierten über verschiedene Themen und hielten ihre Freundschaft durch die Jahre aufrecht. Richard Zeller, ein weiterer Freund, schickte regelmäßig Rundbriefe an die ehemaligen Promovenden von Schöntal.

Seine Zeit im Krieg dokumentierte er durch zahlreiche Bilder. Diese zeigen ihn bei der Arbeit, auf Soldatenfriedhöfen und in Gruppen mit seinen Kollegen. Einer dieser Gruppen nannte er „Wagen 3“. Diese Gruppe von Männern, die zusammenarbeiteten, reisten und lebten, wurde im Laufe der Zeit zu einer engen Gemeinschaft.

Friedrich Wilhelm Wittmanns Leben war geprägt von seinen engen Freundschaften und den Herausforderungen des Krieges. Seine Geschichte bleibt ein Zeugnis seiner Zeit und seiner unerschütterlichen Beziehungen.

Sein Nachlass befindet sich im Landeskirchlichen Archiv als Bestand D 146. Das Bestandsinventar kann hier online eingesehen werden.

Ausstellung 750 Jahre Gablenberg

18. November 2024 | | , ,

Zu den Aufgaben des Landeskirchlichen Archivs gehört es auch, einzelne besondere Archivalien für Ausstellungen als Leihgaben für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung zu stellen. Solche Anfragen erreichen uns immer wieder. Sehr gerne haben wir auch die Ausstellung zum 750-jährigen Jubiläum der urkundlichen Ersterwähnung des Stuttgarter Stadtteils Gablenberg des Museumsvereins Stuttgart-Ost (Muse-O) unterstützt. Die kleine, aber feine Ausstellung wurde am 17. November eröffnet und wird bis Mai 2025 in den Rämlichkeiten des Vereins in der Alten Schule in Gablenberg zu sehen sein. Sie zeigt zum einen die Geschichte des ehemaligen Weingärtnerdorfes und heutigen Stadtteils, zum anderen ausgewählte Personen, die dort gelebt haben. 31 Menschen aus den vergangenen Jahrhunderten werden vorgestellt und spiegeln mit ihren Lebensgeschichten gesellschaftliche Entwicklungen wider. Annik Aicher hat unter anderem in unserem Archiv zu diesen besonderen Menschen recherchiert. Aus unseren Beständen ist in der Ausstellung ein Manuskript eines Gedichts des Pfarrerdichters Albert Knapp zu sehen, der 1821 als Vikar in Gablenberg wirkte. In diesem Gedicht würdigt er die Gablenberger Weingärtnerin Jakobine Nanz, die ihn durch ihre Persönlichkeit stark beeindruckte. Außerdem haben wir eine handgeschriebene Karte der Palastdame Gräfin Olga von Üxküll, in der sie dem Gablenberger Mädchen Luise Stelter eine Brosche schenkt. Diese hatte Herzogin Wera bei der Einweihung der Kirche 1902 mit einem Blumenstrauß empfangen. Bei dem Einweihungsgottesdienst wurden auch zwei Kinder getauft. Für beide Kinder übernahm das anwesende Königspaar die Patenschaft. Zudem erhielten die Kinder ein großzügiges Geldgeschenk, das beiden später ein Lehramtsstudium ermöglichen sollte. Auch dieser Vorgang konnte durch die Recherchen in unserem Haus geklärt werden. Wir wünschen der Ausstellung viele interessierte Besucherinnen und Besucher.

Gablenberg 750 – die Ausstellung. Eine MUSE-O-Ausstellung zum Ortsjubiläum.
MUSE-O, Gablenberger Hauptstr. 130, 70186 Stuttgart
17. Nov. 2024 bis Mai 2025, Eröffnung So., 17. Nov., 15 Uhr
Geöffnet Sa, So 14-18 Uhr
Eintritt: € 2,-, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei

Vorstellung des neuen Buches zu Conrad Schick (1822-1901)

14. November 2024 | |

Dr. Jakob Eisler, Mitarbeiter des Landeskirchlichen Archivs in Stuttgart, hat in der Reihe der Kleinen Schriften des Vereins für württembergische Kirchengeschichte den neuen Band 31 veröffentlicht.

Am 26. November 2024 um 17.00 Uhr präsentiert er im Lesesaal der Evangelischen Hochschul- und Zentralbibliothek und des Landeskirchlichen Archivs sein neues Werk „Conrad Schick (1822-1901) – Autodidakt, Forscher, Königlich Württembergischer Baurat. Seine ersten Jahre in Jerusalem und Palästina“. Dazu sind Sie herzlich eingeladen. Hier können Sie sich anmelden. Im Anschluss wird zu einem kleinen Imbiss eingeladen.

Conrad Schick wurde am 27. Januar 1822 in Bitz auf der Schwäbischen Alb geboren. Nach seiner mechanischen Ausbildung in Korntal fühlte er sich für den missionarischen Dienst berufen. 1844 trat er der Pilgermission St. Chrischona bei und wurde 1846 nach Jerusalem entsandt. Dort gründete er das „Brüderhaus“. Nach fünf Jahren trat er in den Dienst der englischen Judenmissionsgesellschaft ein. Im „House of Industries“ bildete Schick für viele Jahre Proselyten in Handwerksberufen aus.

Autodidaktisch hatte er sich viele Kenntnisse angeeignet, die ihn in architektonischen und archäologischen Projekten berühmt machten. Er fertigte Holzmodelle der alten und der zeitgenössischen Stadt Jerusalem an und betreute dort Ausgrabungen. Darüber hinaus plante er zahlreiche Gebäude, wie zum Beispiel das außerhalb der Stadtmauer gelegene jüdisch-orthodoxe Viertel Mea Sche‘arim. Hoch angesehen und geehrt, starb Conrad Schick am 23. Dezember 1902 in Jerusalem.

Die Evangelische Landeskirche würdigte Schick zu seinem 200. Geburtstag im Jahr 2022 mit einem Gedenktag.

Gewappnet sein für den Ernstfall – Herbstübung des Notfallverbundes Stuttgart

13. November 2024 | |

Am 7. November 2024 lud der Notfallverbund Stuttgart zu seiner Herbstübung in das Außendepot des Kunstmuseums ein. Als eine von 17 Mitgliedseinrichtungen nahm unser Archiv an der Veranstaltung teil.

Ein fiktiver Wassereinbruch im Obergeschoss des Depots diente als Beispiel für einen Notfall. Extremwetterlagen mit Starkregen sind durch den Klimawandel keine Seltenheit mehr, so dass dieses Beispiel gut gewählt war.

Wie lief die Übung ab?

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in den Ernstfall eingewiesen und drei Teams gebildet: Team Rettung”, Team Erstversorgung” und Team Material/Logistik”. Ruhe, Umsicht und Voraussicht sollte die Arbeitshaltung aller sein.

Der Notruf konnte abgesetzt werden. Nach dem Eintreffen der Feuerwehr erkundeten die Männer den Ort, bargen die ihnen genannten (wertvollsten) Gegenstände und übergaben sie dem Bergungsteam, das sie wiederum dem zweiten Team „zur Bearbeitung“ übergab. Es ging also sofort zur Sache.

Nach Freigabe des Schadensortes durch die Feuerwehr konnten die Teams selbständig arbeiten und alle betroffenen Objekte bergen und einer Erstversorgung zuführen.

Die zweite Tageshälfte war der Manöverkritik vorbehalten, die im Plenum auf Basis einer eigens eingeladenen Beobachterin (Auswertung) und gemeinsam mit der Feuerwehr durchgeführt wurde. Fazit: Die Übung verlief gut, war aber keineswegs ein Selbstläufer. Denn bei der Durchführung tauchten durchaus Fragen zur Kommunikation und Koordination sowie zu den Führungskräften auf. Aber auch Themen wie „saubere Wege“ und definierte Arbeitszonen sowie Materialfragen (Helme, Megaphone, Türkeile) waren diskussionswürdig.

Aber „Übung macht den Meister“ – alle Teilnehmer konnten ein geschärftes Problembewusstsein und einen Erkenntnisgewinn verzeichnen. Deutlich wurden die besonderen Herausforderungen für den (hoffentlich nie eintretenden) Ernstfall, der zwar ähnlich, aber bei weitem nicht gleich ablaufen kann.

Den Abschluß bildete der Bericht aus dem Verbund, den sein Sprecher Bernd-Uwe Grand (SGS) gab. Grand informierte über die Arbeitsgemeinschaften und die Anschaffung eines Notfallcontainers für Baden-Württemberg mit Standort Ludwigsburg. Dorthin soll auch zum Frühjahrstreffen 2025 eingeladen werden.

Zum Martinstag am 11. November

11. November 2024 | |

Wieder einmal dürfen wir uns, dürfen sich Kinder und Erwachsene, auf das Fest des Hl. Martin am 11. November freuen! Die Kinder basteln vielerorts Laternen oder üben Lieder für das Martinssingen beim Martinsumzug, die Erwachsenen suchen möglicherweise schon nach Rezepten für die Martinsgans oder sammeln Holz für das Martinsfeuer. Die Bräuche zum Namenstag des Hl. Martin sind vielfältig und leben auch in heutiger Zeit noch fort. Doch warum denn eigentlich, so mag man sich fragen. Martin von Tours stammte aus Ungarn, wurde 370 oder 371 zum Bischof von Tours gewählt, gründete 375 in der Nähe von Tours das Kloster Marmoutier und verstarb am 8. November 397 im Alter von 81 Jahren in Candes, einer Stadt in seinem Bistum. Am 11. November 397 wurde er in Tours beigesetzt. Trotz seiner zunächst militärischen Laufbahn und seines Militärdienstes bekehrte er sich zum Christentum und führte ein vorbildliches Leben im Sinne Jesu Christi. Er lebte stets einfach, bescheiden und zurückgezogen und verkörperte damit das Ideal eines Bischofs oder Priesters. Sein Biograph Sulpicius Severus (312-429) hielt in der „Vita Sancti Martini“ über ihn fest: „Vor Martin gab es nur ganz wenige, eigentlich niemand, der in dieser Gegend den christlichen Glauben angenommen hatte. Durch seine Tugenden und sein Glaubensbeispiel ist der Glaube in einem solchen Maß gewachsen, dass es heute keinen Ort gibt, der nicht voll ist von Kirchen und Klöstern.“ Als Nothelfer und Wundertäter wurde Martin schnell nicht nur in Tours, sondern auch in der Region und darüber hinaus bekannt. Die Legende berichtet, dass ihm vor den Toren der Stadt Amiens Christus in der Gestalt eines Bettlers erschien: Die Episode der berühmten Mantelteilung ist in die Zeit einzuordnen, als er ab 334 n.Chr. in Amiens als Soldat der Reiterei der Kaiserlichen Garde stationiert gewesen war. Dementsprechend wird er in der christlichen Kunst meist als jugendlicher Soldat auf einem Pferd reitend dargestellt, der einem ärmlichen, schlecht gekleideten Bettler aus Mitleid die Hälfte seines Mantels reicht, damit dieser nicht mehr friere. Die älteste Darstellung des Heiligen befindet sich an den Langhausmosaiken in S. Apollinare Nuovo in Ravenna und stammt bereits aus dem 6. Jahrhundert. Auch in Württemberg finden wir ihn in Kirchen häufig dargestellt, so beispielsweise im Sterngewölbe des heutigen Querhauses der Martinskirche in Stuttgart-Möhringen von 1464, im Tympanon des Westportals derselben Kirche von 1854, in dem zwischen 1483 und 1489 entstandenen nordwestlichen Radfenster der Tübinger Stiftskirche, im Gewölbeschlussstein der Plieninger Martinskirche von 1493 oder in dem Fresko, das in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in der Stadtkirche von Blaubeuren auf der Südostseite des Kirchenschiffes entstand. Dieses zeigt groß und eindrucksvoll den nimbierten Hl. Martin auf seinem Pferd, der dieses gestoppt hat, weil hinter ihm ein Bettler flehend kniet. Martin dreht sich nach ihm um und durchschneidet mit seinem langen Schwert seinen Mantel, um die eine Mantelhälfte dem Bettler zu geben, damit er nicht mehr friert. Martin ist als Soldat in Rüstung dargestellt, sein weiter Mantel ist innen goldgelb und außen rot gefärbt und somit kostbar. Im Hintergrund der Szenerie ist eine Hügellandschaft zu sehen. Am rechten Bildrand sind auf einem Hügel zwei Kirchen mit mehreren Türmen zu erkennen. Ob es sich hierbei tatsächlich um das Kloster und die Kirche von Blaubeuren handelt, ist nicht sicher geklärt, aber auch nicht ganz ausgeschlossen. Machen wir uns also auf den Weg nach Blaubeuren, um die Darstellung des Hl. Martin in der Stadtkirche anzuschauen!

Auf den Spuren von Paul Lechler

7. November 2024 | | ,

Vom 7. bis zum 28. November findet im Landratsamt Tübingen eine Ausstellung zu dem Philanthropen Paul Lechler statt. Die Ausstellung, die vom Landeskirchlichen Archiv erarbeitet wurde, wird am 12. November, 18 Uhr feierlich eröffnet. Die Ausstellung zum 175. Geburtstag von Paul Lechler zeichnet sein Wirken nach. Von den Anfängen bis zur heutigen modernen Gesundheitsarbeit in Tübingen und weltweit. Das Landeskirchliche Archiv hat dafür hunderte historischer Dokumente ausgewertet und zu einem spannenden Streifzug durch 120 Jahre Gesundheitsarbeit zusammengefügt.

Paul Lechler war 22 Jahre alt, als er die Lack- und Firnisfabrik seines Vaters übernahm. Mit viel Geschick machte er daraus ein sehr profitables Unternehmen. Doch neben seinem Talent als Entrepreneur war er auch überzeugter Christ. “Unser Christentum darf nicht nur Weltanschauung sein, sondern muss sich durch die Tat bewähren”, sagte er einst. Wie ernst es er damit meinte, bewies er Zeit seines Lebens aufs Neue. Anstatt sich auf seinem wirtschaftlichen Wohlstand als Fabrikant auszuruhen, gründete er unter anderem das Deutsche Institut für Ärztliche Mission (Difäm) und legte die Basis für die heutige Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus.

Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Programm der Vernissage hier.

Inventar des Archivbestands “Deutsches Institut für ärztliche Mission im Landeskirchlichen Archiv” hier.

Pfarrarchiv Birkenfeld erschlossen

6. November 2024 | |

Nach mehreren Wochen Bearbeitungszeit ist das Pfarrarchiv Birkenfeld (Württ.) nun erschlossen. Der Bestand ist online hier zu finden und kann im Lesesaal des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart eingesehen werden.

Das Pfarrarchiv der im Kirchenbezirk Neuenbürg gelegenen Kirchengemeinde Birkenfeld enthält über 400 Signaturen, darunter auch alte Dokumente aus dem 16. Jahrhundert und Akten der bürgerlichen Gemeinde (v.a. Bürgermeisterrechnungen, Inventarien und Gerichtsprotokolle).

Gemeindechronik (Auswahlseite). LKAS, Pfarrarchiv Birkenfeld, Nr. 130.

Neben vielen Rechnungen sind auch einige dezidiert ortsgeschichtlichen Unterlagen vorhanden. Zum Beispiel eine Ortschronik, die vermutlich in den 1920er Jahren von Pfr. Wilhelm Kunz begonnen wurde und in den 50er und 60er Jahren weitergeführt wurde. Sie enthält Fotografien aus dem Gemeindeleben der Nachkriegszeit, z.B. von der Einweihung der Kirchenglocken, vom Bau des Martin-Luther-Gemeindehauses oder vom Besuch des Kirchentages in Stuttgart 1952. Diese Ortschronik wurde digitalisiert und ist hier einsehbar.

Des Weiteren könnten auf Interesse stoßen: die Chronik des Mädchenkreises 1899-1959 (Nr. 186) mit vielen Fotographien, Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus (z.B. Fahrnisverzeichnis 1934, Nr. 69 und Pfarrberichte 1933-1961, Nr. 410) oder die vielen Bausachen (z.B. Kirchbau 1876, Nr. 317).

Das Lied „Mein Birkenfeld, wie bist du schön“, stammt von Pfarrer Wilhelm Göhner und wurde in Handschrift von Pfarrer Kunz im Pfarrarchiv (Nr. 192) gefunden.

Die Birkenfelder „Nationalhymne“ „Mein Birkenfeld, wie bist du schön“ von Wilhelm Göhner, aufgeschrieben in Kurrentschrift vermutlich von Pfarrer Wilhelm Kunz (Nr. 192).

 

Mein Birkenfeld, wie bist du schön,

Du bist mein Paradies auf Erden!

Umkränzt von lieblicher Natur,

hier kann ich froh und glücklich werden.

Die sanften Höhen, das stille Tal,

der blasse Himmel überall –

Mein Birkenfeld, wie bist du schön

du bist mein Paradies auf Erden!

 

Mein Birkenfeld, wie bist du schön,

du bist mein Paradies auf Erden!

Begrüßt von Flüssen und von Au‘n,

kann ich getrost zur Arbeit treten.

Die Lerche jauchzt, der Buchfink singt,

das Häslein mir entgegenspringt.

Mein Birkenfeld, wie bist du schön,

du bist mein Paradies auf Erden!

 

Mein Birkenfeld, wie bist du schön,

du bist mein Paradies auf Erden!

Hier labt mich deine Himmelsluft,

die mutig macht in Kampf und Nöten.

Ich bau das Feld, ich form das Gold,

bis mich mein Gott von dannen holt.

Mein Birkenfeld, wie bist du schön,

du bist mein Paradies auf Erden!

Verleihung des Johannes-Brenz-Preises im Landeskirchlichen Archiv

5. November 2024 | |

Jonathan Schilling.Der Johannes-Brenz-Preis wird alle zwei Jahre vom Verein für württembergische Kirchengeschichte für herausragende Arbeiten zur Kirchengeschichte Württembergs verliehen. Der diesjährige Preisträger ist Dr. des. Jonathan Schilling für seine Dissertation über Ottilie Wildermuth (1817–1877) – eine der meistgelesenen deutschsprachigen Schriftstellerinnen ihrer Zeit!

In seiner Studie widmet sich der jüngste Träger des Johannes-Brenz-Preises einer Bestsellerautorin des 19. Jahrhunderts und Persönlichkeit der südwestdeutschen Literaturgeschichte: Ottilie Wildermuth. Heute kaum noch bekannt, wurden die Texte der über viele Jahre in Tübingen wirkenden Schriftstellerin bis weit ins 20. Jahrhundert von Generationen von Leserinnen und Lesern, quer durch die Alters- und Gesellschaftsschichten, geschätzt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Wildermuths christlicher Glaube bildete die Grundlage ihres Schaffens als Autorin, das zahlreiche Erzählungen, darunter der Zyklus „Schwäbische Pfarrhäuser” (1851), aber auch Novellen, Gedichte oder Lebensbilder umfasst.

Bemerkenswert ist, dass Jonathan Schilling in seiner Dissertation nicht nur das literarische Werk, sondern auch die bislang wenig beachteten Tagebucheinträge und Briefe Wildermuths umfassend analysiert hat. Zusammen bieten diese Quellen wertvolle Einblicke in die Gedanken- und Lebenswelt einer gebildeten protestantischen Frau des 19. Jahrhunderts. Schilling zeigt dabei Zusammenhänge auf, die Wildermuths Leben und Schaffen erstmalig anhand ihres christlichen Glaubens, ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung, ihrer sozialen Kontakte, politischen Einstellungen oder ihres Geschlechts verständlich werden lassen.

Detailliert ordnet er Wildermuths Leben und Werk auch in übergeordnete Forschungskontexte ein, vor allem die Bürgertumsforschung. Schilling gelingt es dabei anschaulich, sowohl Grundprinzipien der Lebensweise in der damaligen Kleinstadt Tübingen als auch wesentliche Bedingungen einer Schriftstellerinnenexistenz im 19. Jahrhundert zu bestimmen. Am Beispiel Wildermuths überzeugend das Denken, Wahrnehmen und Handeln einer beruflich erfolgreichen, zugleich aber im Sozial- und Eheleben biedermeierlich braven Bildungsbürgerin ihrer Zeit dargelegt zu haben, ist daher die besondere Leistung von Jonathan Schillings Arbeit.

Der Verein für Württembergische Kirchengeschichte lädt ein zur Preisverleihung mit anschließendem Stehempfang am Donnerstag, 14. November 2024, um 17.00 Uhr im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart, Balinger Straße 33/1, 70567 Stuttgart.

Die Laudatio hält Oberkirchenrätin Kathrin Nothacker. Das Programm finden Sie hier.

Erwartet werden informative Einblicken, romantische Kammermusik und spannende Exponaten aus Jonathan Schillings Privatsammlung: Handschriftliche Originalbriefe Wildermuths und seltene Erstausgaben ihrer Werke warten vor Ort darauf, von Ihnen entdeckt zu werden.

Die Anmeldung erfolgt bis zum 11. November 2024 über den Link https://forms.office.com/e/xFdZkCVvuw

 

Über Jonathan Schilling:

Der 1993 geborene Jonathan Schilling studierte in Tübingen und Marburg Geschichte und Musikwissenschaft und nahm anschließend in Münster bei Prof. Dr. Olaf Blaschke die Arbeit an seiner Dissertation auf, die er 2023 dort abschloss.