Schlagworte: Advent
9. Dezember 2022 | Andrea Kittel | Museale Sammlung
In allen katholischen Kirchen Polens werden zur Weihnachtszeit Weihnachtskrippen mit teilweise lebensgroßen Figuren aufgestellt. Nach dem Vorbild dieser Krippen entstanden seit etwa 1900 verkleinerte, tragbare Ausführungen, die von den Dorfjungen von Haus zu Haus getragen wurden.
Die in Krakau übliche Form der Krippe (polnisch Szopka) besteht aus Holz, Pappe und bunter Aluminiumfolie. Diese wurden im Lauf der Zeit immer üppiger und aufwändiger geschmückt und die Krippenbauer wetteiferten miteinander um die prächtigste Krippe. Im Jahr 1927 wurde erstmals ein offizieller Wettbewerb ausgeschrieben. Seit 1937 werden alljährlich am ersten Donnerstag im Dezember die neuen Weihnachtskrippen auf den Stufen des Mickiewicz-Denkmals am Krakauer Marktplatz zur Schau gestellt. Der Krippenwettbewerb gilt als ein Höhepunkt im Leben der Stadt und zieht jedes Jahr viele Teilnehmer an.
Die typische Krakauer Krippe (Szopka Krakowska) ist inspiriert von Krakauer Baudenkmälern wie der Marienkirche, dem Königsschloss auf dem Wawel oder der Tuchhalle. Im Miniaturformat werden Details wie Türmchen, Galerien, Bogengänge, Balustraden oder Glasfenster filigran nachgebaut, fantasievoll kombiniert und kreativ dekoriert. Neben der biblischen Weihnachtsszene sind in den Krippen auch Darstellungen von historischen oder prominenten zeitgenössischen Persönlichkeiten zu finden.
In der Musealen Sammlung des Landeskirchlichen Archivs befinden sich mehrere solcher Krippen. Hier ein paar Beispiele:
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Weihnachtskrippe von Pjotr Michalczyk, Krakau/Polen 1990 Museale Sammlung Nr. 07.1058
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Weihnachtskrippe, Krakau/Polen Museale Sammlung Nr. 07.1052
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Weihnachtskrippe, Krakau/Polen 1992 Museale Sammlung Nr. 07.1055
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Weihnachtskrippe von Pjotr Michalczyk, Krakau/Polen 1992 Museale Sammlung Nr. 07.1059
30. November 2022 | Andrea Kittel | Museale Sammlung
Dieser selbstgebastelte Adventskalender kam über den Nachlass einer frommen Familie in die Museale Sammlung. Handschriftlich steht auf dem Haus geschrieben:
„Hast du geöffnet die Fensterlein, so kommt auch bald das Christkindlein.
Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind. Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“
Belege für erste Formen des Adventskalenders stammen aus bürgerlichen pietistischen Kreisen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden verschiedene Bräuche, die die ungeduldige Erwartung der Kinder auf das Weihnachtsfest begleiteten. Überliefert sind etwa die Adventsandachten im „Rauhen Haus“ – der von Joh. H. Wichern gegründeten Knabenrettungsanstalt. Während man täglich eine biblische Verheißung der Christgeburt vorlas, steckte man auf den tannengeschmückten Kronleuchter eine weitere Kerze. Daraus entstand der Adventskranz.
Als Zeitzähler vor Weihnachten dient auch der Adventskalender. Die geöffneten Türchen sollen das Fortschreiten der Zeit vor Augen führen und mit kleinen Bildern oder süßen Überraschungen die Spannung auf das Fest steigern.
Bild: Adventskalender. Bastelarbeit, um 1900. Museale Sammlung (Inv. Nr. 11.302)
21. Dezember 2021 | Andrea Kittel | Kunstgeschichte, Museale Sammlung
Museale Sammlung, Nr. 93.1714
Museale Sammlung, Nr. 93.2477
Das Christkind, von Engeln behütet und geborgen. Mit wenigen Tusche-Strichen hat der Stuttgarter Künstler Robert Eberwein (1909-1972) im Jahr 1945 das Weihnachtsgeschehen skizziert – verbunden mit der Hoffnung auf Rettung und Schutz für sich und viele andere. Denn wie am unteren Bildrand zu lesen ist, befand er sich zu diesem Zeitpunkt in Kriegsgefangenschaft.
Später hat Eberwein viele Jahrzehnte lang biblische Geschichten illustriert und immer wieder weihnachtlichen Darstellungen von Bethlehems Stall geschaffen, so wie dieses in Schabekarton gekratzte Bild von 1970. Es zeigt, das Erschrecken der Hirten angesichts der Engelserscheinung, aber ebenso die traute Freude um das Neugeborene in der Krippe: Furcht und Verzweiflung – Vertrauen und Zuversicht. Erfahrungen, die Eberwein in seinem Leben selbst gemacht hat.
Auch die Engel sind wieder dabei. Dieses Mal, um die Botschaft der Christgeburt zu überbringen. Im Lukasevangelium spricht der Engel zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.“ Und die Menge der himmlischen Heerscharen stimmen mit ein: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lukas 2, 10, 14)
In der Musealen Sammlung des Landeskirchlichen Archivs befinden sich rund 800 Original-Zeichnungen, Aquarelle, Schabeblätter und Siebdrucke aus dem Nachlass von Robert Eberwein, darunter auch ein Konvolut an Skizzen und Zeichnungen aus seiner Zeit im Kriegsgefangenenlager.
16. Dezember 2021 | Andrea Kittel | Museale Sammlung, Palästina
Eine Krippe mit einer ganzen Kamelkarawane!
Diese Figuren waren das Abschiedsgeschenk vom Syrischen Waisenhaus für den Regierungsbaumeister Paul Ferdinand Groth (1859-1955), als er 1899 Jerusalem verließ. Groth, der hauptsächlich den Bau der Erlöserkirche in Jerusalem (1898) geleitet hatte, war auch an der Ausgestaltung der Kirche im Waisenhaus beteiligt gewesen.
Das Syrische Waisenhaus in Jerusalem war 1861 von dem Württemberger Johann Ludwig Schneller gegründet worden und hatte sich bald zur größten und wichtigsten Erziehungsanstalt des Vorderen Orients entwickelt. In den anstaltseigenen Werkstätten erhielten die „Zöglinge“ eine fundierte handwerkliche Ausbildung als Schuster, Schneider, Drechsler, Schlosser, Töpfer, Ziegler, Buchbinder, Buchdrucker oder Schreiner. In einer dieser Werkstätten entstanden die aus Olivenholz geschnitzten Krippenfiguren. Den jungen Schnitzern waren Kamele aus eigener Anschauung bestens bekannt. Vielleicht sind die Tiere deshalb so gut gelungen?
Der Bestand des Syrischen Waisenhauses befindet sich im Landeskirchlichen Archiv. Neben den Akten beinhaltet dieser auch eine umfangreiche Fotosammlung mit etwa 15.000 Bildern des Nahen Ostens.
Syrisches Waisenhaus : Württembergische Kirchengeschichte online – Blog (wkgo.de)
Zu Groth siehe auch hier einen Beitrag von Jakob Eisler im Blog.
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Museale Sammlung, Nr. 07.999; 01-22
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10. Dezember 2021 | Andrea Kittel | Museale Sammlung
Die von Paula Jordan (1896-1986) gestaltete „Lichterkrippe“ ist ein Meilenstein in der Geschichte weihnachtlicher Inszenierung. Die hinterleuchteten Transparente stehen formal und inhaltlich zwischen den alten evangelischen Weihnachtsillustrationen und den plastischen Krippen aus katholischer Tradition.
Jordan präsentiert Weihnachtsgeschichte als biblische Heilsgeschichte: Sie verbindet Christi Geburt mit biblischen Gestalten, wie etwa dem Propheten Jesaja, der im Alten Testament die Christgeburt verhieß; oder mit dem Seher Johannes, dem, nach seinem Zeugnis in der Offenbarung, die himmlische Stadt Jerusalem von einem Engel gezeigt wird.
Paula Jordan war gebürtige Straßburgerin und hatte an der Kunstakademie in Leipzig studiert. Schon in den 1920er Jahren war sie eine erfolgreiche Buchillustratorin. Nach ihrer Flucht aus der DDR fand sie 1952 in Stuttgart eine neue Heimat. In der christlichen Kunst ist sie vor allem durch ihre Bibelillustrationen und die Gestaltung von Religionsbüchern bekannt.
Die „Stuttgarter Lichterkrippe“ wurde in den 1950er Jahren vom Verlag „Junge Gemeinde“ herausgegeben – zur meditativen Betrachtung in der Familie oder in Gemeindekreisen.
Ein komplettes Exemplar mit 18 Teilen befindet sich in unserer Musealen Sammlung.
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96.002-07
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96.002-01
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96.002-09
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96.002-03
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96.002-17
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96.002-02
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96.002-08. Kinder aus Europa und Afrika sind in die Krippenszenen aufgenommen. Die Darstellungen zeigen die jeweiligen Stereotypen der damaligen Zeit.
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96.002-16
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96.002-15
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96.002-05
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96.002-06
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96.002-10
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96.002-12
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96.002-11
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96.002-13
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96.002-04
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96.002-14
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Paulus, 93.1390
30. November 2020 | Andrea Kittel | Kunstgeschichte, Museale Sammlung
Solche Adventssterne schmückten früher in der Vorweihnachtszeit manch frommes Haus. Dieser ausgesprochen evangelische Brauch ist heute nahezu in Vergessenheit geraten. Dabei gehörte er in vielen diakonischen Anstalten seit Mitte des 19. Jahrhunderts fest zum vorweihnachtlichen Geschehen. Auch in frommen Privathaushalten war er noch bis in die 1950 er Jahre hinein zu finden. Jeden Tag wurde eine biblische Verheißung der Christgeburt vorgelesen und als Kärtchen an einen dafür aufgestellten Baum gehängt.
Die religionspädagogischen Möglichkeiten adventlicher Einstimmung für die Jugend hatte man in den Einrichtungen der Inneren Mission früh erkannt. Ausgangspunkt waren die täglichen Adventsandachten mit den Kindern und Jugendlichen im Rauhen Haus bei Hamburg, die Johann Hinrich Wichern, der Begründer der Inneren Mission, einführte. Daraus entwickelte sich seit Ende des 19. Jahrhunderts eine Reihe von Adventsbräuchen. Vertraut sind uns der Adventskranz und der Adventskalender, daneben gab es auch Adventsuhren und Adventsbäume, die die Zeit des Wartens auf die Ankunft des Erlösers begleiteten.
Bild: Adventssterne, um 1920 (Museale Sammlung)