27. April 2020 | Sabine Tomas | Aktenfund, Kurioses
Am dritten Juni 2019 berichteten wir über Kriminalgeschichten aus dem Ulmer Münster. Dererlei Geschichten begegnen uns in unserem Archivmaterial häufig. Eine weitere Kriminalgeschichte mit Aktualitätsbezug behandelt den Diebstahl von Kupfer. Ob Kupferfallrohre an Gebäuden, Metall auf Lagerplätzen oder Baumaterial auf einer Baustelle – Kupfer ist heute ein begehrtes Diebesgut, und das war es offensichtlich auch schon früher. Ein Bericht zu einer Münsterbaukomiteesitzung am 12. September 1951 zur Sicherung und Erhaltung des Ulmer Münsters erläutert den damals an der Münsterbauhütte begangenen Kupferdiebstahl wie folgt: „In den Tagen vor Weihnachten, nachmittags zwischen 14 u. 15 Uhr, wurden durch drei schulpflichtige Knaben im Alter von 7 bis 12 Jahren, an vier Stellen (am Chor u. an der Südseite) die kupfernen Regenabfallrohre bis auf die Höhe von 2 m entwendet u. als Altkupfer veräussert. Ein Teil konnte wieder beigebracht werden. Als Ersatz sind Rohre aus verbleitem Blech angebracht u. im Kupferton gestrichen.” Es fällt schwer, die Kinder für ihre Tat zu verurteilen, betrachtet man doch die Tatzeit, wenige Jahre nach Kriegsende, als das Leben noch voller Entbehrungen für die gesamte Bevölkerung war. Ob Bubenstreich oder Verzweiflungstat, die Münsterbauhütte hatte ebenfalls mit Kriegsfolgen zu kämpfen und musste die gestohlenen Rohre durch minderwertigere Rohre, kupferfarben angestrichen, ersetzen.
LKA, A 129, 1213
23. April 2020 | Michael Bing | Aktenfund
Auch in früheren Zeiten war das gesellschaftliche und insbesondere kirchliche Leben durch Seuchen und Epidemien immer wieder kurzzeitig stark eingeschränkt, etwa während des 2. Weltkrieges oder in der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Öffentliche Versammlungen und die Abhaltung von Gottesdiensten wurden durch amtliche Anordnung kurzzeitig wegen des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche untersagt, Schulen und Kindergärten wegen des Auftretens der spinalen Kinderlähmung geschlossen, Reisen eingeschränkt, wie die ausgewählten Dokumente veranschaulichen. Auch damals gab es Diskussionen um die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen zum Schutz der Verbreitung der Krankheiten und mitunter der unterschiedliche Gewichtung dabei. So wurden 1941 in Leonberg wegen der Kinderlähmung Gottesdienste verboten, der Kinobetrieb wurde aber aufrecht erhalten, um wirtschaftlichen Schaden abzuhalten.
Dokumente aus Landeskirchliches Archiv, A 126.
20. April 2020 | Michael Bing | Kurioses, Quellenkunde
Auch die Konfirmation ist in diesem Frühjahr dem Corona-Virus zum Opfer gefallen und wurde auf den Herbst verlegt.
Das Landeskirchliche Archiv verwahrt die älteren Konfirmandenregister der einzelnen Kirchengemeinden, z.T. bis in die 1950er Jahre. Für die Vorbereitung von Goldenen Konfirmationen oder Beerdigungen muss immer wieder auf die älteren Register zurückgegriffen werden. Die Konfirmation wurde in Württemberg per herzoglichem Reskript vom 11.12.1722 eingeführt, die Konfirmandenregister beginnen 1723.
Bei einer Recherche für das Pfarramt Ettenhausen im Dekanatamt Blaubeuren fiel auf, dass im entsprechenden Konfirmandenregister für die Zeit von 1864 bis 1950 ab dem Jahre 1913 zu jedem Konfirmandenjahrgang ein Foto der Konfirmandengruppe eingeklebt war.
Dies ist leider nicht die Regel, eher die Ausnahme. Aber im konkreten Fall birgt das Konfirmandenregister einen regelrechten fotodokumentarischen Schatz des evangelischen Gemeindelebens.
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Reskript zur Einführung der Konfirmation 1722
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Konfirmandenregisters Ettenhausen 1864-1950
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Konfirmandenbüchlein für den Unterricht aus dem Jahre 1744
16. April 2020 | Andrea Kittel | Genealogie, Jubiläum
Heute vor 75 Jahren, am 16. April 1945, nur wenige Wochen vor Kriegsende, wurde Freudenstadt durch französische Bombenangriffe und Artilleriebeschuss großflächig zerstört. Feuer breitete sich ungehindert in der Innenstadt aus und erfasste auch die Stadtkirche mit den in der Pfarrei befindlichen historischen Tauf-, Ehe- und Sterberegistern. Durch Abschriften dieser Kirchenbücher sind die Daten weitgehend erhalten geblieben und können heute von Familienforschern beim Kirchenbuchportal Archion eingesehen werden.
Die originalen Kirchenbücher (siehe Bild) wurden damals geborgen. Später wurden die verkohlten Bücher ins Landeskirchliche Archiv verbracht, in der Hoffnung, dass es die Technik irgendwann möglich machen wird, sie zu lesen.
15. April 2020 | Norbert Haag | Jubiläum
„Der Reichsbischof ist durch das Vertrauen des Führers im Amt, trotz oder wegen des Widerspruchs dieser paar südwestdeutschen Herren. Daraus ergibt sich für mich: Jeder, der – auch im sog. rein kirchlichen Interesse – gegen den Reichsbischof kämpft, kämpft gegen den Führer und ist ein Feind des Staates. Und wenn der Reichsbischof […] vom Teufel eingesetzt wäre, so muß er Reichsbischof bleiben, solange es der Führer will“.
Diese Worte fielen am 16. April 1934 in einer privaten Unterredung eines württembergischen Geistlichen mit Reichsstatthalter Wilhelm Murr. Einen Tag zuvor, am 15. April, waren ungebetene Gäste in Stuttgart eingetroffen, Reichsbischof Ludwig Müller und der kurz vor zum Mitglied seines Geistlichen Ministeriums ernannten Jurist August Jäger. Beide versuchten nichts mehr und nichts weniger, als die vermeintliche Gunst der Stunde zu nutzen, konkret: Landesbischof Theophil Wurm wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten bei der Verabschiedung des kirchlichen Haushalts zu schwächen, wenn möglich durch eine kommissarische Kirchenleitung zu ersetzen. Die an Dramatik kaum zu überbietenden Sitzungen im Dienstgebäude des Oberkirchenrats am Alten Postplatz endeten damit, dass Jäger am 15 April, gegen 11 Uhr nachts, eine bereits gedruckte Verordnung zur Regelung der kirchlichen Lage innerhalb der Landeskirche in Württemberg präsentierte, der zufolge bis auf Weiteres die Einberufung des Landeskirchentages und seines Ständigen Ausschusses dem Reichsbischof zuerkannt wurde. Die bereits anberaumte Tagung des Landeskirchentages zur endgültigen Verabschiedung des Haushalts wurde vom 16. April auf den 11. Juni verschoben, zudem über das Radio die gezielte Falschmeldung verbreitet, Müller habe den württembergischen Landesbischof zur Nachgiebigkeit ermahnt und in der Landeskirche selbst Ruhe und Ordnung wiederhergestellt. Damit waren die Auseinandersetzungen um die Eingliederung der Landeskirche auch in Württemberg eröffnet.
Was der Reichsbischof und sein juristischer Berater im April 1934 erreichen sollten, war das genaue Gegenteil dessen, was sie beabsichtigt hatten. Die päpstliche Gewaltherrschaft (so die Wortwahl in einem Protestschreiben aus einer Kirchengemeinde), die ihre Hand nunmehr auch auf die württembergische Landeskirche zu legen drohe, führte zu Massenprotesten im ganzen Land. Sie zu leugnen, war auch den Gegnern Wurms nicht möglich. Es sind in den letzten Tagen eine Unmasse von Vertrauenskundgebungen für den Herrn Landesbischof Wurm bei allen möglichen Stellen des Reiches, des Staates, der Reichskirchenleitung auch bei mir eingegangen, musste ein prominentes Mitglied der Deutschen Christen Württembergs einräumen. Landesbischof Theophil Wurm wurde von Vertrauenskundgebungen geradezu überschüttet. Und wer in diesen Briefen und Telegrammen blättere, so der kurz nach den Ereignissen vom April ins Leben gerufene Informationsdienst Die Stimme der Gemeinde, der gewahrt noch etwas, das auf eine tiefe Verbundenheit zwischen Bischof und Gemeinde hinweist: es wird für ihn gebetet!“.
Wenn wir heute, mehr als 80 Jahre nach dem April 1934, auf die Zeit des sog. Kirchenkampfes zurückblicken, dann wird manchem der Ulmer Bekenntnistag (22. April 1934) in den Sinn kommen, wo erstmals die rechtmäßige evangelische Kirche Deutschlands ihre Stimme erhob. Viele werden der Barmer Theologischen Erklärung gedenken, die am 31. Mai 1934 von der ersten Bekenntnissynode von all jenen angenommen wurde, die sich im Widerstand gegen die Deutschen Christen und die Kirchenpolitik des NS-Staates geeint wussten. Ob jedoch auch noch ein Wissen darüber vorhanden ist, wie sehr die einfachen Christen in Stadt und Land dazu beitrugen, die mehrfachen Gleichschaltungsversuche der württembergischen Landeskirche zu verhindern, dürfte eher fraglich sein. Diese Widerständigkeit von unten ist es aber wert, erinnert zu werden.
Eine Überblicksdarstellung über die Württembergische Landeskirche und den Nationalsozialismus finden Sie hier auf Württembergische Kirchengeschichte Online.
Beitragsbild: Landesbischof Theophil Wurm (1868-1953), Landeskirchliches Archiv Stuttgart
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Notverordnung vom 15.4.1934, Landeskirchliches Archiv Stuttgart
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Protestschreiben des Kirchengemeinderats von Nellingen auf den Fildern vom 18.4.1934, Landeskirchliches Archiv Stuttgart
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Schreiben von Landesbischof Wurm an Reichsbischof Müller vom 20.4.1934, Landeskirchliches Archiv Stuttgart
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Seite 2 des Schreibens vom 20.4.1934
14. April 2020 | Sabine Tomas | Aktenfund, Kurioses, Restaurierung
Der Beruf eines Archivars/einer Archivarin klingt im Allgemeinen eher unaufgeregt. Allenfalls die „Einholung” scheint etwas Abwechslung zu bieten, wenn Archivare unterwegs sind und Archivgut von Dachböden holen und in das Archivmagazin transportieren. Hier kann man sich vorstellen, dass die Gefahr von Schimmelsporen und Viren allgegenwärtig ist. Aber auch die „Verzeichnung” sorgt immer wieder für Überraschungen. Hier sichtet der Archivar/die Archivarin das in das Magazin oder einen gesonderten Raum verbrachte, eingeholte Archivgut, gibt ihm Namen und Nummern und verpackt es säurefrei, damit es der Nachwelt noch lange erhalten bleiben kann. Eine böse Überraschung lauerte in einer Akte des Bestands „Ulmer Münsterbauhütte”. Bei Sichtung dieser Akte wurde ein starker Teergeruch deutlich, schnell stand fest, woher dieser kam: Zwischen den Seiten des Schriftverkehrs hatten vermutlich ehemalige Mitarbeiter des Münsterbauamts sogenannte Asphaltpappe gelegt, Musterbeispiele für Dachplatten. Die Akte beschäftigt sich mit dem Neubau einer transportablen Notkirche und der Martinskirche in Ulm, für die die Musterbeispiele allem Anschein nach bestimmt waren. Der Aufregungsherd selbst konnte schnell beseitigt werden und die betroffene Archivarin wieder zu ihrer Arbeit zurückkehren.
LKA, Ulm Münsterbauhütte, 606
8. April 2020 | Sabine Tomas | Aktenfund, Kunstgeschichte, Kurioses
Jeder hat es schon einmal erlebt, ob in der Schule, bei Meetings oder während des Telefonierens – es stellt sich das Gefühl von Langeweile ein oder die Konzentration schwindet und man beginnt, vor sich hin zu kritzeln auf allem, was man gerade vor sich liegen hat. Solch eine wahrscheinlich langwierige und die Konzentration schwinden lassende Sitzung muss die Sitzung des Gesamtkirchengemeinderats Ulms am 30. März 1926 gewesen sein. Ein Fundstück aus der Akte Ulm Münsterbauhütte Nr. 629 zeigt kleine Skizzen und Zeichnungen auf dem Tagesordnungsprotokoll dieser Sitzung. Auch die Rückseite des Schriftstücks blieb nicht verschont. Ob es Münsterbaumeister Friederich war, der diese Zeichnungen anfertigte, bleibt Spekulation. Einen hohen zeichnerischen Wert besitzen sie dennoch und verschönern das Schriftgut ungemein.
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Vorderseite
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Rückseite
6. April 2020 | Birgitta Häberer | Aktenfund, Genealogie, Kurioses
Gelegentlich finden sich in Kirchenbüchern sogenannte Memorabilien, also Notizen erinnerungswürdiger Ereignisse. Die hier vorgestellte wurde von Pfarrer Christian Friedrich Wolff (1761-1829), der die Pfarrstelle Belsenberg im Dekanat Künzelsau von 1800 bis 1823 innehatte, verfasst. Um eine drohende Pockenepidemie in seiner Pfarrgemeinde einzudämmen, ließ er das damals noch ganz neue Impfverfahren mit Kuhpocken zunächst in seiner eigenen Familie testen. Als dies gut gelang ließen sich weitere Bewohner Belsenbergs und seiner Filialen, sowie auch in Hermutshausen gegen die lebensgefährliche, ansteckende Krankheit impfen. Vermutlich hat er mit diesem Beispiel einige Menschenleben gerettet. Ein mutiger und fortschrittlicher Mann.
Bei seinen Zwillingen handelt es sich um sein 5. und 6. Kind aus seiner Ehe mit der Pfarrerstochter Rosina Magdalena Sophia geb. Fürer. Die beiden Kinder Eleonora Dorothea Magdalena und Christian Karl waren am 21. Februar 1800 noch in Bächlingen, seiner vorherigen Pfarrstelle, geborenen und getauft worden.
An „Blattern“ (Pocken), dieser Jahrtausende alten Krankheit, starben bis zum Ende des 18. Jhdts. noch bis zu 10 % aller Kleinkinder. Ab dem 18. Jhdt. häuften sich die Pockenfälle und lösten die Pest als schlimmste Krankheit ab. Nach Schätzungen infizierten sich jedes Jahr bis zu 400.000 Menschen. Die letzte bekannte Pockenerkrankung in Deutschland ist für das Jahr 1972 belegt. Durch gezielte und konsequente Impfpolitik konnte die Welt im Jahr 1980 jedoch für pockenfrei erklärt werden.
Transkription des Eintrags:
Merkwürdigkeiten
Welche sich in der Pfarrei zugetragen.
Im Sommer 1801 fiengen die gewöhnlichen Blattern in der Pfarrei an,
um sich reisen zu wollen. Aber ihren Verheerungen wurde dadurch
bald Einhalt gethan, daß sich viele Eltern, nachdem ich ihnen bei
meinen Zwillingskindern mit meinem Beispiel vorangegangen
war, entschlosen, ihren Kindern die Kuhpocken einimpfen zu lassen.
Die Zahl der Vaccinirten [= Geimpften] war in Belsenberg, Siegel- und Rodachshof
zusammen 45 und in Hermuthausen 8. Auch bewährte sich die Heilsam-
keit dieser neuen Erfindung dadurch genug, daß kein einziges der
Vaccinirten von denen angesteckt wurde, welche die gewöhnlichen Blat-
tern hatten, ob sie gleich viel mit diesen umgiengen und sogar eines
darunter bei einem der Letzteren schlief.
Aus: Mischbuch 1788-1808 von Belsenberg (Dekanat Künzelsau). Direktlink zur Kirchenbuchseite bei Archion: hier klicken.
2. April 2020 | Sabine Tomas | Aktenfund, Kurioses
Stilvolles Eichenfenster mit Butzenverglasung, diese Beschreibung liest sich wie die Darstellung in einem Möbelkatalog. Das dachte sich wohl auch ein Baurat aus Ulm über ein solches Fenster, das im südlichen Chorturm des Ulmer Münsters gegen das Innere des südlichen Seitenschiffs angebracht war, um Schäden durch Zugluft durch die eingerichtete Dampfheizung zu vermeiden. Kurzerhand ließ er es ausbauen und verwendete es für seine Wohnung als Vorfenster, nicht, ohne es zuvor in der Schreinerei der Münsterbauhütte für diesen Zweck umgestalten zu lassen. Damit war es für seinen ursprünglichen Zweck zerstört. Wann und wie die Entwendung des Fensters aufgefallen ist, wissen wir nicht. Das Vorgehen des Übeltäters wurde allerdings bei einer Sitzung des Gesamtkirchengemeinderats im Januar 1926 behandelt und es wurde beschlossen: „Das eigenmächtige und eigennützige Vorgehen aufs schärfste zu verurteilen.” Was dies konkret bedeutete, bleibt Spekulation.
LKA, Ulm Münsterbauhütte, 396
31. März 2020 | Michael Bing | Restaurierung
Das Landeskirchliche Archiv hat seine vorhandenen 40 Atemschutzmasken der Stabsstelle Bürgerliches Engagement der Stadt Stuttgart, welche diese gegenwärtig in der Corona-Krise zentral sammelt und an Arztpraxen verteilt, übergeben.
Warum verfügen Archive aber überhaupt über solche in der gegenwärtigen Zeit so wichtigen und kaum verfügbaren Schutzmasken?
Archiv und Bibliothek der Evangelischen Landeskirche in Württemberg sind als landeskirchliche Einrichtungen zuständig für Archiv- und Bibliotheksgut aller kirchlichen Dienststellen, Werke, Einrichtungen und Vereine innerhalb der Landeskirche.
Da solche Stellen, insbesondere die Pfarrämter in der Regel nicht die räumlichen, personellen und infrastrukturellen Voraussetzungen haben, ein eigenes Archiv zu unterhalten, bietet das Landeskirchliche Archiv die Möglichkeit, diese Archive zentral zu verwahren und zu verwalten. Der physische Zustand der einzuholenden Archive vor Ort ist unterschiedlich; nahezu bei jedem der Archive ist allerdings aufgrund der schlechten Lagerungsbedingungen mit mikrobiell kontaminiertem Material zu rechnen, und somit auch mit einer potenziellen Gesundheitsgefährdung der Mitarbeiter/innen, die mit der Aufgabe betraut sind, das Archiv- und Bibliotheksgut zu sichten und in das Landeskirchliche Archiv zu verbringen.
Eine erhebliche gesundheitliche Gefährdung kann sich durch sensibilisierende oder toxische, aber auch durch infektiöse Wirkungen der Schimmelpilze und Bakterien ergeben.
Eine gesundheitliche Gefährdung kann zudem vom Hantavirus ausgehen, der sich über Mäuse- und Rattenkot und –urin überträgt.
Daher tragen unsere Mitarbeitenden v.a. bei Außendiensten geeignete Schutzhandschuhe nach DIN EN 455, partikelfiltrierende Schutzmasken FFP 2 bzw. FFP 3, eine Schutzbrille sowie Schutzkleidung.
30. März 2020 | Andreas Butz | Digitalisierung, Genealogie
Die Entwicklung von Archion seit dem Start im März 2015 kann sich durchaus sehen lassen. Inzwischen sind 22 Landeskirchen mit dabei und etwa 100.000 Kirchenbücher online. Durch die Digitalisierung der Kirchenbücher und ihre Präsentation im Internet hat sich die Nutzung dieser relevanten und stark genutzten Quelle erheblich erleichtert. Die württembergische Landeskirche war ja auch von Anfang an am Start und hat an das Projekt geglaubt. Archion nimmt den Jubel zur halben Dekade seiner Existenz auch zum Anlass für eine Rabattaktion, für alle, die die Möglichkeiten der Kirchenbuchdatenbank kennenlernen wollen. Näheres zur Rabattaktion erfahren Sie hier.
25. März 2020 | Dorothea Besch | Allgemein
Einen Überblick über die Geschichte des Diakonischen Werks Württemberg befindet sich nun auf Württembergische Kirchengeschichte Online. Das Diakonische Werk Württemberg besteht unter diesem Namen seit 1970 und ist aus den beiden Säulen „Landesverband der Inneren Mission in Württemberg“ und „Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Württemberg“ hervorgegangen. Der Landesverband der Inneren Mission wurde vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 gegründet, das Hilfswerk entstand nach dem Zweiten Weltkrieg im August 1945 als unmittelbare Folge von Krieg und Vertreibung. Beide Werke hatten es sich zur Aufgabe gemacht, aus christlicher Überzeugung für Notleidende zu sorgen. Unter dem Dach der Inneren Mission versammelten sich neben Vereinen und Verbänden wie z.B. der „Evangelische Verband für die weibliche Jugend“, verschiedene Einrichtungen, die aus der Kinderrettungshaus-Bewegung, der Krankenpflege oder Gefährdetenfürsorge kamen. Das Hilfswerk kümmerte sich um Flüchtlinge und Vertriebene, baute Kinder-, Jugend- und Altenheime, und versuchte Kriegsversehrten eine Perspektive durch arbeitstherapeutische Maßnahmen in speziell erbauten Versehrtenheimen zu ermöglichen. Da beide Werke in ähnlichen Arbeitsfeldern tätig waren, wurde 1950 die „Arbeitsgemeinschaft der diakonischen Werke in der Evangelischen Landeskirche Württemberg“ gegründet und somit die Weichen für eine spätere Fusion gestellt. Das Hilfswerk engagierte sich in einer Patenschaft mit der Thüringer Landeskirche, baute in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Siedlungswerk zahlreiche Wohnungen und Häuser für Flüchtlinge und Vertriebene. Zudem kamen für die in den 1960er Jahren angeworbenen Gastarbeiter Sprachkurse hinzu, die eine Integration in die westdeutsche Gesellschaft erleichtern sollten. Mit der Fusion zum Diakonischen Werk zum Jahresbeginn 1970 wurden die traditionsreichen Arbeitsgebiete der Gemeindekrankenpflege, Erziehungs-, und Altenhilfe weiter ausgebaut. Hinzu kamen die Bereiche der Betreuung von Zivildienstleistenden und Initiierung von Fortbildungsmaßnahmen für Mitarbeitende.
Im Dachverband des Diakonischen Werks Württemberg sind heute, im Jahr 2020, 1400 Einrichtungen angeschlossen. Dabei werden 270 000 Menschen in Beratungsstellen und Heimen betreut. Für die Hilfe bei der Erziehung von Kindern und Jugendlichen, die Pflege von alten und behinderten Menschen, die Betreuung von Wohnungslosen und Suchtkranken ist das Diakonische Werk Württemberg heute genauso wichtig wie damals ihre Vorgängerinstitution, die Inneren Mission, vor mehr als 100 Jahren.
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Evangelisches Erziehungsheim Stammheim bei Calw (Schwarzwald), ca. 1930 Aus: Bildertasche der Graph. Kunstanstalt Kettling und Krüger. LKAS, Bildersammlung, U 909,2
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Hilfswerksiedlung Kleinglattbach bei Vaihingen/ Enz. Häuser im Rohbau, 1957 Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Bildersammlung, Nr. 9645
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Paketesammlung des Hilfswerks für die SBZ, 1953 Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Bildersammlung, U 943,1
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Knabenheimschule Kleinglattbach, Orchesterspiel im Freien Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Bildersammlung, U 901,5
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Die Wanderausstellung “Wer wir sind”. Blick auf eines der Ausstellungsmodule. Sommer 1948 Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Bildersammlung, U 954,10
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Taubstummenanstalt Höchsten, Wilhelmsdorf, ca. 1940 LKAS, Bildersammlung Zieglersche Anstalten
20. März 2020 | Michael Bing | Aktenfund
Vor 25o Jahren wurde am 20. März 1770 der Dichter Friedrich Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Mitunter vielleicht nicht mehr so in Erinnerung ist, dass Hölderlin auf Wunsch seiner Mutter, der Pfarrerstochter Johanna Christiana Heyn, Pfarrer hätte werden sollen. Und so besuchte Hölderlin von 1784 bis 1788 die Klosterschulen in Denkendorf und Maulbronn, um anschließend als Stipendiat im Stift in Tübingen Theologie zu studieren. Hölderlin sah sich jedoch mehr als Dichter, blieb aber trotz seiner starken Abneigung gegen den Theologenberuf bis 1793 am Stift, wo er Freundschaft schloss mit den späteren Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling.
Im Landeskirchlichen Archiv verwahren wir aus der Zeit mehrere Zeugnisbücher mit den Examenszeugnissen der württembergischen Kirchendiener.
Die Promotion schloss Hölderlin 1793 mit einem insgesamt guten Zeugnis als 6. Bester, zwei Plätze hinter Hegel ab. Es wird ihm unter anderem eine gute Gesundheit, ein ausgeprägtes Urteilsvermögen, eine zuverlässige Erinnerungskraft und eine leicht leserliche Schrift bescheinigt.
Die theologischen Studien hat er mit großem Erfolg betrieben, seine Predigten hält er in dezenter Vortragsweise. Bezeichnend für Hölderlins weiteren Lebensweg ist aber folgende in lateinischer Sprache gefasste Einschätzung im Zeugniseintrag: „Er pflegt beständig die Philologie, im besonderen das Griechische, die Philosophie, im besonderen Kant und die schöngeistige Literatur.“
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Schattenriss von Friedrich Hölderlin als Magister 1790, LKAS, Bildersammlung, Nr. 3211
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LKAS, A 13, Nr. 1.
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16. März 2020 | Sabine Tomas | Kurioses
Minimax-Feuerlöschgerät. Foto: Andreas Praefcke
Foto: Andreas Praefcke
Man stelle sich vor, ein Brand bricht aus, im eigenen Haus. Man greift zum Feuerlöscher und kann den Brand löschen. Erleichterung macht sich breit. Und was folgt als nächstes? Man schreibt der Herstellerfirma des Feuerlöschers einen Brief. „Wer macht denn sowas?”, mag sich nun der ein oder andere Leser denken. Ein Mitglied der Geschäftsführung der Armen-Heilanstalt Paulinenhilfe hat 1920 genau das getan. Nachdem eine seiner angestellten Schwestern mit dem sogenannten „Minimax” einen anschwellenden Torfbrand im Heizungsraum gelöscht hatte, war einer ihrer Vorgesetzten so erfreut über den Ausgang der Situation und das gute Funktionieren des Geräts gewesen, dass er der Herstellerfirma gleich einen Brief schrieb. Darin schildert er die Situation wie folgt: „Im Erdgeschoss hatte sich Torf, der im Heizungsraum zum Trocknen aufgeschichtet worden war, entzündet und einen ganz kolosalen [sic] Rauch entwickelt. Die leitende Schwester griff sofort nach dem Minimaxapparat und hatte in der denkbar kürzesten Zeit den Rauch vertilgt und das Feuer bemeistert. Ich beehre mich daher, Ihnen im Namen des Verwaltungsrates unsere vollste Anerkennung über die Leistungsfähigkeit auszusprechen, deren glänzenden Erfolg wir nun im eigenen Haus erfahren haben.”
Während Hersteller heutzutage peinlichst darauf bedacht sind, einer Anklage wegen des Defekts oder einer vom Herstellerversprechen abweichenden Funktion eines Gerätes zu entgehen, waren die Produktnutzer früher offensichtlich sehr viel einfacher zufrieden zu stellen. Da musste das Gerät nur die versprochene Leistung erbringen und die Dankbarkeit der Nutzer war dem Hersteller gewiss. Natürlich schrieb das betreffende Verwaltungsratsmitglied die Herstellerfirma nicht ganz ohne Eigennutz an. Das nun leere Feuerlöschgerät musste wieder befüllt werden, daher erinnerte er die Produktionsfirma an ihr Versprechen einer gratis Nachfüllung. Bei so einer netten Lobeshymne können wir uns kaum vorstellen, dass der Hersteller dieser Bitte nicht nachgekommen ist.
Quelle: Ulm, Münsterbauhütte, 543
9. März 2020 | Andrea Kittel | Veranstaltung
Archiv und Zentralbibliothek der Evangelischen Landeskirche in Württemberg haben am vergangenen Samstag 7. März den bundesweiten Tag der Archive zum Anlass genommen, um ihre Pforten für ein breites Publikum zu öffnen und über Ihre Angebote zu informieren.
Das Interesse an dem dargebotenen Programm war groß. Mehr als 100 Besucherinnen und Besucher kamen – teils aus Neugier, teils mit konkreten Fragen zu den Buch- und Archivbeständen oder zur Familienforschung.
Entsprechenden Andrang gab es bei den Führungen durch Archiv und Bibliothek sowie am Stand des Kirchenbuchportals Archion. Eine Ausstellung präsentierte Quellen und Objekte zum Thema „Kommunikationsmedien in Zeiten von Krieg und Neubeginn“ und bei einer Lesung aus Feldpostbriefen konnte das Schicksal eines Diakons im zweiten Weltrieg nachverfolgt werden. Darüber hinaus wurden die digitalen Sammlungen der Bibliothek und das Internetportal „Württembergische Kirchengeschichte Online“ vorgestellt.
Auch die recht zahlreich erschienenen Kinder kamen auf ihre Kosten: Sie durften Papier marmorieren, in alter Schrift schreiben lernen oder den Stammbaum ihrer Familie zusammenstellen.
Allen Beteiligten hat dieser Tag Spaß gemacht.
Impressionen vom Tag der offenen Tür von Archiv und Zentralbibliothek der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Fotos: Landeskirchliches Archiv
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Archivführung durch das Magazin des Archivs
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Archivführung
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Bibliotheksführung
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Lesung aus den Briefen eines Diakons der Karlshöhe
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Lesung
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Blick in den Lesesaal mit Austellungsvitrinen
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Ausstellung zu Kommunikationsmedien
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Stand von Archion
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Kinder beim Lernen alter Handschriften
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Schreiben mit Hilfe der Schrifttafel Deutsche Schrift
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Junge Besucher beim Marmorieren
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Marmorier-Kunstwerke
2. März 2020 | Uwe Heizmann | Nachlass
„Ich mußte mich sehr an die Hakenkreuzfahne gewöhnen, sie tat meinem Auge fast körperlich weh, und das Unnatürliche des Hitlergrußes konnte ich nur schwer auch nur einigermaßen überwinden. […] Ich habe mich oft gefragt, schon während der Kampfzeit, warum ich mich nicht zum Nationalsozialismus bekennen kann, trotzdem er so viel Gutes will und tapfere Menschen in seinen Reihen hat und viel äußeren Erfolg und gewaltige Leistungen aufweisen kann. […] Während des Jubels in Potsdam, am 21. März 1933, sah ich schmerzhaft deutlich die kommende Enttäuschung und neues Blutvergießen und mußte es in etlichen Versen niederschreiben.“
Dieser Eintrag vom September 1935 aus dem Tagebuch des Herrenberger Dekans Theodor Haug ist in einer Veröffentlichung von 2007 zu finden.[*] Inzwischen ist das Tagebuch des Dekans jedoch nicht mehr auffindbar. Dieses Beispiel spiegelt den Wert, aber auch die Problematik von privaten Nachlässen wider.
Private Nachlässe können u.a. Tagebücher und andere handschriftliche Bücher, Vortrag- und Predigtmanuskripte, Lebenserinnerungen, Zeugnisse, Korrespondenz oder Materialsammlungen zu bestimmten Themen enthalten. In Nachlässen aus jüngerer Zeit findet man auch Tonbänder, Kassetten und Dateien auf verschiedenen Datenträgern. Diese privaten Unterlagen wurden von der jeweiligen Person meist nur für persönlichen Zwecke angelegt. Vielfach können sie deshalb Informationen enthalten, die z.B. in Schreiben an offizielle Stellen nicht vorhanden sind. In privaten Unterlagen ist das Geschehen aus der Sicht der beteiligten Personen darstellt, wodurch diese Nachlässe eine wertvolle Ergänzung zur amtlichen Überlieferung sind. Unabhängig davon sind Nachlässe eine zentrale Quelle über Leben und Umfeld der jeweiligen Person und können Informationen bieten, die in amtlichen Unterlagen nicht vorliegen. Wegen ihres vielfältigen und unterschiedlichen Materials bieten Nachlässe umfangreiche Auswertungsmöglichkeiten und Informationen, die die Angaben anderer Quellen ergänzen.
Bei Unterlangen in Privatbesitz besteht jedoch die Gefahr, dass sie nach Ableben der jeweiligen Person verloren gehen. Dies kann aufgrund Unkenntnis über ihren Wert geschehen, aber auch aus Unwissenheit darüber, wer diese Unterlagen übernehmen kann. Das Landeskirchliche Archiv Stuttgart übernimmt zur dauerhaften Aufbewahrung (Archivierung) Unterlagen von Privatpersonen des kirchlichen Lebens, d.h. von Personen, die für die Evangelische Landeskirche in Württemberg tätig sind bzw. waren oder mit der Landeskirche auf andere Weise verbunden sind bzw. waren. Das Landeskirchliche Archiv archiviert in erster Linie amtliche Unterlagen der Landessynode, des Oberkirchenrats und anderer landeskirchlicher Stellen, wie z.B. Dekanate oder Pfarrämter, sowie anderer kirchlicher Körperschaften und Einrichtungen. Mit der Archivierung von Nachlässen kann das Landeskirchliche Archiv die amtliche Überlieferung auf sinnvolle und wertvolle Weise ergänzen. Das Landeskirchliche Archiv übernimmt auch private Unterlagen bereits zu Lebzeiten der betroffenen Person (hier spricht man dann von „Vorlass“).
Das Landeskirchliche Archiv hat bereits im Mai 2019 einen Aufruf veröffentlicht, um Nachlässe und historische interessante Unterlagen zu erwerben und sie für die Forschung dauerhaft zu sichern. Aufgrund dieses Aufrufes konnten einige interessante Nachlässe bzw. Unterlagen übernommen werden. Unter den übernommenen Unterlagen befindet sich mit dem Stammbuch des späteren Pfarrers Jakob Ferdinand Immanuel Ruoff von ca. 1785 eine nicht nur für die personenbezogene, sondern auch für die Sozialgeschichtsforschung wertvolles Archivgut aus dem 18. Jahrhundert. Etwas jünger, nämlich aus der Zeit um 1820, aber nicht weniger interessant, ist eine zweibändige, handschriftliche Sammlung von Mathematikaufgaben samt Lösung des Pfarrers Nathanael Gottlieb Renz, der sich auch mit mechanischen Arbeiten beschäftige. Ebenfalls im 19. Jahrhundert beginnend, aber auch ins 20. Jahrhundert hineinreichend, ist der Nachlass von Alexander Friedrich und Helene Weitbrecht, der nicht nur Dokumente eines Pfarrers, sondern auch Unterlagen der Ehefrau enthält. Ein Nachlass allein aus dem 20. Jahrhundert ist der von Martin Hermann, der v.a. Schriftgut im Zusammenhang mit Hermanns Tätigkeit in der Gesangbuchkommission beinhaltet. Mit dem Nachlass von Christoph Scheytt ist eine umfangreiche Sammlung von Predigten aus dem vergangenen und vom Beginn des aktuellen Jahrhunderts überliefert. Weitere Predigten verschiedener Pfarrer aus den 1970er und 1980er Jahren wurden dem Archiv auf zahlreichen Tonbändern und Audiokassetten übergeben. Außerdem erhielt das Archiv eine umfangreiche Sammlung von Fotografien aus dem Heiligen Land aus den 1950er und 1960er Jahren.
Das Landeskirchliche Archiv ist weiterhin an Nachlässen interessiert und möchte mit diesem Aufruf darauf aufmerksam machen. Dieser Aufruf richtet sich jedoch nicht nur an Pfarrer*innen und andere, für die Landeskirche tätige oder mit ihr verbundene Personen bzw. deren Angehörige, sondern auch an andere Personen, die im Besitz solcher Nachlässe bzw. auch einzelner Teile davon sind oder andere, möglicherweise interessante historische Unterlagen mit kirchlichem Bezug besitzen.
Unterlagen, die nicht eindeutig zugeordnet werden können, wie auch handschriftliche, vom Laien nicht lesbare Bücher, können Mitarbeitenden des Archivs gerne in Augenschein nehmen und eine Empfehlung abgeben, was damit getan werden sollte.
Gedruckte Bücher, auch solche aus dem 19. und vom Anfang des 20. Jahrhunderts, sind nicht Ziel des Aufrufes.
Kontakt: Uwe Heizmann, M.A., uwe.heizmann@elk-wue.de, 0711 2149 662, Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Balinger Straße 33/1, 70567 Stuttgart
[*] Haag, Norbert: Protestantisches Milieu in der Provinz. Das württembergische Dekanat Herrenberg 1918 bis 1945. Epfendorf 2007, S. 143f.
24. Februar 2020 | Andreas Butz | Veranstaltung
Archiv und Zentralbibliothek der Evangelischen Landeskirche in Württemberg laden am Samstag, 7. März 2020 zu einem Tag der offenen Tür ein.
Anlass ist der an diesem Wochenende bundesweit stattfindende Tag der Archive.
Das Programm steht unter dem Motto „Papierknappheit und Strahlenbrief. Kommunikation und Medien in Zeiten von Krieg und Neubeginn“.
Da sich in diesem Jahr das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal jährt, werden Medien zwischen 1939 und 1959 in einer Ausstellung mit dem Titel „Briefe, Plakate, Rundfunksendungen in Zeiten von Krieg und Neubeginn.“ genauer in den Blick genommen.
Desweiteren gibt es Führungen durch Archiv und Bibliothek und Informationen für Familienforscher durch das Kirchenbuchportal Archion. Vorgestellt werden darüber hinaus die digitalen Sammlungen der Bibliothek und das Internetportal „Württembergische Kirchengeschichte Online“.
Auch für Kinder ist ein Programm vorbereitet: Sie können selbst Papier marmorieren, in alter Schrift schreiben lernen oder den Stammbaum ihrer Familie zusammenstellen.
Wann: Samstag, 7. März 2020
13 – 17 Uhr
Wo: Archiv und Zentralbibliothek der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
Balinger Str. 33/1
70567 Stuttgart-Möhringen
Infos: www.archiv.elk-wue.de
0711/2149-373
0711/2149-442
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Titelbild: Letzter Tag der offenen Tür.
17. Februar 2020 | Andrea Kittel | Ausstellung, Museale Sammlung
Unter diesem Titel ist zurzeit in den Vitrinen im Foyer des Evangelischen Oberkirchenrates in Stuttgart eine Ausstellung zu sehen.
Dinge sind vieldeutig. Optisch stehen sie für sich selbst, doch ihre Bedeutung kann meist erst durch zusätzliche Informationen und mit ihnen verknüpfte Geschichten verstanden werden. So verhält es sich auch mit den in der Ausstellung gezeigten Objekten, die im Landeskirchlichen Archiv aufbewahrt werden: Diakonissenhaube, Brautschleier, chinesisches Kindermützchen, Soldatenkappe, Strohhut, Granatkette, Wanderabzeichen…
Weshalb und wie sind sie in die Musealen Sammlung gekommen? Wo ist die Verbindung zum Profil einer kirchlichen Sammlung? Was können sie als Zeugen einer religiösen Kultur vermitteln?
Viele der präsentierten Objekte waren bereits als Exponate in Ausstellungen zu sehen: in landeskirchlichen Projekten, aber auch in Museen im ganzen Land – von Biberach bis Berlin.
Die Schau kann noch bis 30. April 2020 besichtigt werden.
Adresse: Evangelischer Oberkirchenrat Stuttgart. Gänsheidestraße 4, 70184 Stuttgart, Montags bis Donnerstags 9.00-16.00, Freitags bis 13.00.
10. Februar 2020 | Anette Pelizaeus | Bestand, Museale Sammlung, Nachlass
Seit Ende des Jahres 2019 befindet sich der Nachlass des Glasmalers Wolf-Dieter Kohler (1928-1985) im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart. Wolf-Dieter Kohler entstammte einer Künstlerfamilie, seine Mutter, Elise Kohler, geb. Schleppe, war Tänzerin, sein Vater; Walter Kohler, war bildender Künstler und Mitbegründer der „Stuttgarter Sezession”, bei dem er auch den Beruf des bildenden Künstlers erlernte. Wolf-Dieter Kohler studierte ab 1946 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und wurde Meisterschüler von Rudolf Yelin. Bereits 1951 ließ er sich als freischaffender Künstler in Stuttgart nieder. Wolf-Dieter Kohler ist vornehmlich als Glasmaler der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in Baden-Württemberg bekannt, doch er schuf und gestaltete auch Gemälde, Mosaiken, Reliefs, Wandbehänge und Altarkreuze. Charakteristikum seines Kunstschaffens ist vor allem die Umsetzung biblischer Motive in architektonischen Zusammenhängen, gefolgt von Landschaftsmalereien in Aquarellen und Portraits in Öl.
Der Nachlass umfasst ca. 400 Entwürfe, Skizzen, Glasplatten und Dias zu den von ihm geschaffenen Kunstwerken in den einzelnen Kirchen in Württemberg und wird derzeit im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart verzeichnet.
Abbildungen: LKAS, Nachlass Wolf-Dieter Kohler. Fotografin: Dr. Anette Pelizaeus
3. Februar 2020 | Andrea Kittel | Museale Sammlung, Nachlass
Schon lange hat der Verein Bibelwelten e.V. in Hassfurt/Bayern nach einem größeren Bestand biblischer Stoffbilder der Künstlerin Gisela Harupa (1919-1989) gefahndet. Harupas farbenfrohe Bilder zieren viele Kirchen und Gemeinderäume und sind abgedruckt in Schulbüchern und Arbeitshilfen für den Religionsunterricht. Auch auf Kalendern und Plakaten der Gustav-Werner- Stiftung zum Bruderhaus in Reutlingen waren sie in den Jahren 1983 bis 1994 zu sehen. Rund 80 verschiedene Motive hatte die Künstlerin zu diesem Zweck für das Bruderhaus gestaltet. Die Originalvorlagen jedoch galten bis vor kurzem als verschollen.
Durch eine Recherche im Internet stieß Doris Otminghaus vom Verein Bibelwelten e.V. auf das Online Portal des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart (wkgo.de). Dort wurde über den Bildbestand berichtet, der 1997 von den Grafischen Werkstätten der Bruderhausdiakonie an die Museale Sammlung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg abgegeben wurde.
Die Freude über die Entdeckung war groß, denn von den etwa 2.500 Stoffbildern, die Gisela Harupa innerhalb von 20 Jahren geschaffen hat, liegen bislang nur 300 als Originale vor.
Am Montag, 27. Januar kamen Doris Otminghaus und Christian Geyer nun nach Stuttgart, um die wiederentdeckten Werke persönlich in Augenschein zu nehmen.
Das Landeskirchliche Archiv ist gerade dabei, den Bestand zu digitalisieren und, wie auch andere Objekte der Musealen Sammlung, online zu stellen. Das Suchen und Finden von Objektbeständen wird dadurch extrem erleichtert und entfaltet neue Möglichkeiten, sich zu vernetzen und zu kooperieren. Das Landeskirchliche Archiv Stuttgart und der bayerische Verein Bibelwelten e.V. jedenfalls wollen den Kontakt halten, Informationen austauschen und in der Sache weiter recherchieren.
Zu Gisela Harupa:
Die 1919 in Küstrin/Oder geborene Harupa hat vor und während des Krieges die Meisterschule für Grafik in Berlin absolviert. Nach dem Krieg besuchte sie die Bibelschule in Stein und war anschließend in den Mütter-Genesungsheimen des evangelischen Bayerischen Mütterdienstes tätig. Eine Herzerkrankung zwang sie 1965 mit 46 Jahren in den Ruhestand. Zu dieser Zeit begann sie mit der Gestaltung von Stoffbildern mit biblischen Szenen.
Foto: Doris Otminghaus und Christian Geyer waren begeistert, vor allem von den Bildern aus dem Spätwerk von Gisela Harupa. In der Mitte Andrea Kittel vom Landeskirchlichen Archiv (Museale Sammlung).
27. Januar 2020 | Andreas Butz | Allgemein
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg schreibt in Zusammenarbeit mit dem Landesausschuss Heimatpflege Baden-Württemberg für 2020 den Landespreis für Heimatforschung Baden-Württemberg aus, der damit zum 39. Mal verliehen werden soll.
Mit dem Landespreis für Heimatforschung, der Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg verliehen wird, sollen beispielhafte wissenschaftliche Leistungen von Menschen gewürdigt werden, die sich ehrenamtlich mit einem Gebiet der Heimatforschung befassen, das außerhalb ihrer fachlichen Ausbildung und ihrer Berufsarbeit liegt. Es wird ein Hauptpreis mit 5.000.- € vergeben, zwei 2. Preise mit je 2.500.- €, ein Jugendförderpreis und ein Schülerpreis mit je 2.500.- €. Erstmalig wird in diesem Jahr ein Preis „Heimatforschung digital“ ausgelobt, der ebenfalls mit 2.500 € dotiert ist.
Weitere Informationen sowie das Bewerbungsformular finden Sie im Internet unter www.landespreis-fuer-heimatforschung.de.
20. Januar 2020 | Michael Bing | Digitalisierung, Fotografie
Seit Dezember letzten Jahres hat das Landeskirchliche Archiv eine neue multifunktionale Scanstation im Einsatz. Mit dem kamerabasierten Archivscanner können neben Büchern, Akten, Plänen und Fotos auch anspruchsvollere Materialien wie Dias, Glasplattennegative, überformatige Bilder oder dreidimensionale Objekte aus der musealen Sammlung des Archivs digitalisiert werden. Ziel ist dabei zum einen, häufig genutzte oder aus konservatorischer Hinsicht gefährdete Unterlagen in kleineren Mengen eigenständig digital zu sichern, und zum anderen Vorlagen für Archivbenutzer „on demand“ zu digitalisieren. Auch für die eigene Öffentlichkeitsarbeit können nun von nahezu allen im Archiv vorhandenen Materialien digitale Reproduktionen angefertigt werden.
10. Januar 2020 | Konstanze Grutschnig | Allgemein
Was passiert in einem Archiv, wenn die Feuerwehr die Flammen gelöscht hat? Sicher erinnern Sie sich an die Bilder vom Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar oder dem Einsturz des Stadtarchivs in Köln. Schnell musste gehandelt werden, um Archivalien, Bücher, Fotos und museale Objekte zu bergen und provisorisch zu versorgen. Damit wir, die Mitarbeiter von Landeskirchlichem Archiv und Zentralbibliothek, im Ernstfall sofort handeln können, haben wir uns starke Partner gesucht: und uns dem Notfallverbund Stuttgart angeschlossen. Einen ersten Eindruck, wie eine solche Bergung laufen sollte, haben wir bei der Feuerwehrübung in der Staatsgalerie Stuttgart miterlebt. In den nächsten Wochen werden wir für unser Haus einen Notfallplan erstellen, in dem z.B. geregelt wird, welche Medien zuerst geborgen werden sollten, welche Materialien man dazu braucht oder in welchem Kühlhaus die beschädigten Objekten bis zur Restaurierung gelagert werden können. Auch eine Notfallkiste wird bestückt und ein Materiallager angelegt werden. Schließlich werden alle Mitarbeiter geschult.
Auch wenn wir hoffen, dass es nie zu so einem Notfall kommt, ist es doch besser vorbereitet zu sein!
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Notfrallübung in der Staatsgalerie. Foto: Katrin von Lerber
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Notfallübung in der Staatsgalerie. Foto: Katrin von Lerber
23. Dezember 2019 | Andrea Kittel | Museale Sammlung
Im Lauf des 19. Jahrhunderts fanden Weihnachtskrippen allmählich auch in evangelischen Häusern Verbreitung. Wer sich geschnitzte Figuren nicht leisten konnte, musste auf die Visualisierung des weihnachtlichen Geschehens nicht verzichten. „Armeleutekrippen“ waren aus Papier gefertigt – zunächst selbst bemalt, ausgeschnitten, und mit einem Hölzchen hinterklebt, später auch aus gedruckten Bilderbögen, in ähnlicher Weise gefertigt.
Durch Fortschritte in der Drucktechnik kamen bald auch aufwändig gestaltete Papierkrippen zu erschwinglichen Preisen auf den Markt. Faltkrippen in Kulissenform ließen die gedruckten Bilder plastisch werden und hatten nebenbei den Vorteil, nach dem Fest nicht viel Lagerplatz zu beanspruchen.
Die hier gezeigte Faltkrippe (Chromolithografie mit Prägedruck, um 1900) stammt aus den Beständen der musealen Sammlung im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart. Eine hinter der Krippe aufgestellte Kerze treibt das Flügelrad an, wodurch Engel das Kind in der Krippe umschweben.
16. Dezember 2019 | Andrea Kittel | Kurioses, Museale Sammlung
Der Brauch einen Christbaum aufzustellen kam schon im 16. Jahrhundert auf und verbreitete sich über die adeligen Höfe.
Weihnachtsbaum in Feldpostpäckchen, 1914-1918. Foto: Landeskirchliches Archiv Stuttgart.
Im 19. Jahrhundert wurde der lichtergeschmückte Tannenbaum schließlich zum Mittelpunkt der bürgerlich-evangelischen Familienweihnacht. Das Grün des Weihnachtsaumes symbolisiert die immerwährende Liebe Gottes. Die Lichter verweisen auf das „Licht der Welt“, das mit der Geburt Christi aufgeht.
Dieses Licht sollte auch den Soldaten im ersten Weltkrieg scheinen. In kleinen Feldpostpäckchen konnten Familien ihren Angehörigen ein Weihnachtsbäumchen an die Front schicken.
Ein Exemplar dieser Rarität befindet sich in der Musealen Sammlung des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart.
Die Illustration auf dem Päckchen zeigt eine Weihnachtsfeier zu Hause (ohne Vater) und eine Weihnachtsfeier der Soldaten im Feld mit Bäumchen, darüber ein gemeinsamer Sternenhimmel.
„Was bringt die Feldpost heute? Hurrah!
Ein Weihnachtsgruß aus der Heimat ist da:
Euch starken Wächtern in Sturm und Graus
Von uns, die friedlich wohnen im Haus.
Wir wollen dies Jahr keine Weihnachtsgaben.
Ihr Lieben, Tapfern, ihr sollt sie haben.
Und spüren, wie wir zur heiligen Nacht
In Dank und Treue an euch gedacht.
Gott sei die Ehre! Er lasse auf Erden
Allüberall bald wieder Frieden werden.
Otto Gittinger
10. Dezember 2019 | Andreas Butz | Veranstaltung
In Lienzingen ist in den letzten Monaten das wohl erste und einzige Museum für Christbaumständer weltweit entstanden. Ab Samstag, 23. November ist das kleine aber feine Museum jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen gibt es jeweils sonntags um 15 Uhr.
Zur Eröffnung am 22. November hat die Sammlerin Heidi Schwarz ihre Sammlung noch einmal symbolisch an Mühlackers Oberbürgermeister Frank Schneider übergeben.
Zunächst werden in der Dauerausstellung im Fachwerkgebäude des ehemaligen Rathauses in der Friedenstraße rund 350 Christbaumständer zu sehen sein. Ab dem nächsten Jahr sollen Sonderausstellungen folgen, denn nicht für alle bestaunenswerten Objekte ist von Anfang an Platz. „Um so schöner ist es“, freut sich die zuständige Amtsleiterin Johanna Bächle, „dass wir die Besucher über Jahre mit immer wieder neuen Objekten werden überraschen können.“ Zum historischen Hintergrund können die Besucher des Museums auf Tablets an den Wänden nähere Informationen selbst aufrufen.
Nähere Informationen findet man auch auf Günter Bächles Weblog. Den Museumsflyer finden Sie hier.
Lienzingen ist ein Teilort von Mühlacker. Am kommenden Wochenende (Sa, 14.12.2019, 15:00 – 22:30 Uhr, So, 15.12.2019, 11:00 – 20:00 Uhr) finden dort wie jedes Jahr die sogenannten Weihnachts-Gaden statt, ein Weihnachtsmarkt in der historischen Kulisse der Lienzinger Kirchenburg.
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Christbaumständer mit feststeckendem Zwerg. Foto: Günter Bächle
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Christbaumständer mit Krippenmotiv. Foto: Günter Bächle
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Christbaumständer als Podest. Foto: Günter Bächle
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Christbaumständer, von Engeln gehalten. Foto: Günter Bächle
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Christbaumständer mit aufgemaltem Krippenmotiv. Foto: Günter Bächle
6. Dezember 2019 | Andreas Butz | Social Media
Gute Nachrichten für die Social-Media-Nutzer, wir sind jetzt auch auf Facebook erreichbar.
3. Dezember 2019 | Andrea Kittel | Veranstaltung
Vom 29. November 2019 bis 31. Januar 2020 ist im Foyer des Dienstgebäudes des Evangelischen Oberkirchenrates in Stuttgart in der Gänsheide Straße 2 wieder eine neue Ausstellung zu sehen:
Weihnachten – das Fest der Gaben
Weihnachten ist ein Fest des Schenkens und der Gaben. Jenseits des allgemein gebräuchlichen Konsums steht in der Ausstellung die eigentliche Botschaft von Weihnachten im Mittelpunkt: Gott schenkt uns seinen Sohn und damit sich selbst.
Beschenkt werden und Schenken gehören zusammen. In den bildlichen Darstellungen der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem sind es die Figuren der drei Könige, die dem „neuen König“ huldigen und ihre Gaben darbringen: Weihrauch, Myrrhe und Gold. Im Neuen Testament werden sie nicht als „Könige“ bezeichnet, auch gibt es keine Angabe über ihre Anzahl. Diese Angaben entstammen einer umfangreichen Legendenbildung, die im 3. Jahrhundert ihren Anfang nahm. Seit dem 9. Jh. tragen sie die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar. In der christlichen Kunst des Mittelalters und der Renaissance entwickelten sich die drei Könige zu Repräsentanten der damals bekannten drei Erdteile Europa, Afrika und Asien. Damit soll betont werden: Die Geburt Jesus Christi ist ein Geschenk an alle Menschen, weltweit. Die Ausstellung spannt daher den Bogen weiter und zeigt Beispiele, wie Weihnachten in anderen Teilen der Welt gefeiert wird, etwa in Kamerun, in einer Schule in Südindien und in einem Flüchtlingslager in Nord-Kenia für Menschen aus dem Südsudan.
In der Mitte der Ausstellung steht eine prunkvoll geschnitzte Kiste, gefüllt mit Weihrauch – ein Geschenk von Vertretern des Sultanats Oman an Landesbischof July, das anlässlich eines Besuchs im Jahr 2013 übereicht wurde. Wer etwas sehr Wertvolles gibt, zeigt Wertschätzung. Mittlerweile hat sich eine innige Beziehung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zum Oman entwickelt. So wurde für Theologiestudierende aus Deutschland und dem Oman ein Austauschprogramm ins Leben gerufen. In dem islamischen Land herrscht Religionsfreiheit, Christen dürfen ungehindert Gottesdienste feiern und Kirchen bauen.
Die Weihrauchkiste ist ein Beleg für den symbolischen Gehalt von Gaben. Sie bezeugen den Wunsch nach freundschaftlichen und friedlichen Begegnungen – eine wesentliche Voraussetzung für Völkerverständigung und Ökumene.
Die Objekte stammen aus der Musealen Sammlung im Landeskirchlichen Archiv, von der Basler Mission Deutscher Zweig und vom Bischofsbüro.
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Weihrauchkiste aus dem Oman (Foto Kittel/LKAS)
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Weihrauch. Foto: Kittel/LKAS
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Weihnachten in einer Schule in Südindien (Foto Janke/BMDZ)
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Drei Könige, Lithografie um 1880 (Foto: Kittel/LKAS)
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Könige bringen Geschenke, Kamerun 1970 (Foto Stahl/BMDZ)
26. November 2019 | Andreas Butz | Allgemein
Die Sichtung des neu ins Landeskirchliche Archiv Stuttgart eingeholten Pfarramts Lichtenwald (Hegenlohe und Thomashardt) brachte unter anderem verschiedene Unterlagen und Materialien aus der Zeit des ersten Weltkrieges zu Tage. Genuin dem Bereich der Seelsorge und Fürsorge für die Gemeindeglieder zuzuordnen sind verschiedene fortlaufend geführte Auflistungen von zum Kriegsdienst eingezogenen Männern der Gemeinde, mit den jeweiligen Feldpostadressen und ähnlichen Informationen. Zu den Gefallenen wurden besondere Erkundigungen eingeholt, die sich in manchmal eine ganze Seite füllenden, handschriftlich angefertigten Lebensläufen niedergeschlagen haben. Dazu wurden verschiedene Hefte angelegt. Dass das Pfarramt aber darüber hinaus als Schnittstelle zwischen staatlichen, nichtstaatlichen und semistaatlichen Organisationen und der lokalen Bevölkerung als Zielgruppe fungierte beweisen allerdings die zahlreichen Aufrufe, Bekanntmachungen, Handzettel, Formulare und ähnliche Unterlagen, die den größten Teil der Überlieferung ausmachen. Eigentlich fremder Provenienz schien ihre Aufbewahrung ebenfalls sinnvoll, da sie einen Querschnitt über solcherart spezifische Druckwerke von 1915 bis 1918 liefert. Es handelt sich dabei um die zahlreiche Bitten zur Zeichnung der verschiedenen Kriegsanleihen, zur Goldablieferung, zur Windelwoche, zu Spenden für die verschiedensten Soldatenhilfsstellen. Die wirtschaftliche Situation wird deutlich an den vielerlei Druckwerken und Plakaten, die Anweisungen geben, um dem Mangel entgegenzuwirken, wie etwa Anleitungen zum eigenständigen Gemüseanbau oder zum Sparen von Seife. Offenbar sah man hier nicht nur das Rathaus sondern auch das Pfarrhaus als wichtigen Partner, die Menschen vor Ort zu erreichen.
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Sammlungen zur Windelwoche. Landeskirchliuches Archiv, Pfarrarchiv Lichtenwald
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Aufruf, Eicheln und Kastanien zu sammeln. Landeskirchliches Archiv, Pfarrarrchiv Lichtenwald
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Aufrufe zur Goldablieferung. Landeskirchliches Archiv, Pfarrarchiv Lichtenwald
25. November 2019 | Uwe Heizmann | Digitalisierung
Wie alle Mitarbeitenden der kirchlichen Verwaltung stehen auch die Kirchenarchivarinnen und -archivare vor den Herausforderungen der Digitalisierung. Die Kirchenarchive müssen sich angesichts von einer Vielzahl von digitalen Daten, die in Form von Fachverfahren, Dateiablagen und der E-Akte vorliegen, die Frage stellen, wie digitale Daten übernommen, bewertet und aufbewahrt werden können. Dabei stehen sie vor der Herausforderung, die digitalen Daten trotz einer Vielzahl von technischen Veränderungen und Neuerungen für die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte lesbar und benutzbar zu erhalten. Um ihrem rechtlichen und kulturellen Auftrag auch in Zukunft gerecht werden zu können, müssen die Kirchenarchive ein digitales Langzeitarchiv betreiben.
Schnell wurde dabei deutlich, dass sich ein Projekt zum Aufbau eines digitalen Langzeitarchivs ideal für eine Kooperation zwischen dem Erzbischöflichen Archiv Freiburg, dem Landeskirchlichen Archiv Karlsruhe, dem Diözesanarchiv Rottenburg und dem Landeskirchlichen Archiv Stuttgart eignen würde. Die Kommunal- und Universitätsarchive hatten es bereits vorgemacht und sich im Verbund einer Kooperation mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg angeschlossen.
Auch die kirchlichen Archive kamen zur Übereinkunft, dass das Landesarchiv Baden-Württemberg ein idealer Partner für die Digitale Langzeitarchivierung darstellte. Das Landesarchiv entwickelte bereits 2006 das Archivierungssystem DIMAG (DIgitales MAGazin). Seit 2010 wird das System in einem Entwicklungsverbund, dem die Landesarchive Baden-Württemberg und Hessen, die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns und das Digitale Archiv Nord angehören, gemäß internationalen Standards kontinuierlich weiterentwickelt. Neben der Expertise des Landesarchivs und der bewiesenen Leistungsfähigkeit des Produkts, war eine starke Community und die öffentliche Trägerschaft ein entscheidendes Argument für DIMAG. Beides bürgt dafür, dass die Weiterentwicklung von DIMAG langfristig sichergestellt wird und die kirchlichen Archive einen dauerhaften Kooperationspartner gewinnen konnten.
Für die Auswahl eines Rechenzentrums zur Bereitstellung der technischen Infrastruktur bot sich mit dem Kirchlichen Rechenzentrum Südwestdeutschland in Eggenstein-Leopoldshafen bei Karlsruhe (KRZ SWD) ein idealer Partner an. Entscheidende Faktoren für das Kirchliche Rechenzentrum sind neben der kirchlichen Trägerschaft das kostengünstige und qualitätsvolle Angebot und die redundante Sicherung der Daten an zwei verschiedenen Standorten in Baden-Württemberg.
Zusammen mit den kirchlichen Partnern, dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Kirchlichen Rechenzentrum wurde somit eine Infrastruktur geschaffen, die die Grundlage bildet, dass elektronische Informationsobjekte nun sicher und dauerhaft aufbewahrt und genutzt werden können.