Begegnung im Archiv: Wer sind unsere Nutzerinnen und Nutzer? Teil 11
Wir treffen Dr. Peter Poguntke. Der Historiker, Politologe und Journalist erarbeitet derzeit eine Broschüre zur Geschichte des Hospitalhofs in Stuttgart, die zum Jubiläum des neuen Hospitalhofs erscheinen soll. Das evangelische Bildungszentrum in der Stuttgarter Innenstadt wurde im Jahr 2014 eröffnet und wird kommendes Jahr zehn Jahre alt. Die Broschüre wird die bewegte Geschichte des Gebäudes nachzeichnen. Als Dominikanerkloster erbaut wurde es nach der Reformation zu einem Krankenhaus umgewidmet, dem namengebenden Hospital. Ende des 19. Jahrhunderts war es zunächst Standort des Polizeiamts, dann der Kriminalpolizei. Zudem wurde dort ein Polizeigefängnis eingerichtet.
Herr Dr. Poguntke recherchiert unter anderem im Stadtarchiv Stuttgart, im Staatsarchiv Ludwigsburg und im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Die Überlieferungslage für die Nutzung des Hospitalhofs als Sitz der Kriminalpolizei ist ungünstig, da das Gebäude 1944 bei einem Luftangriff einen Volltreffer erhalten hat, so dass die Akten verlustig gegangen sind. Im Landeskirchlichen Archiv nimmt er vor allem Einsicht in die Personalakte von Pfarrer Helmut Goes, der als politischer Gefangener in diesem Polizeigefängnis inhaftiert war.
“Und zwar war Helmut Goes als politischer Gefangener nicht von der Kripo, sondern von der Gestapo festgenommen worden. Er wurde aufgrund eines Spottgedichts auf Hitler und die Nazis, das er 1931 verfasst hatte, verhört. Auf eine Anklage wurde damals jedoch verzichtet. Der Reichsminister entschied hingegen, dass Helmut Goes und die Beteiligten streng verwarnt werden sollten. Für eine Anklage war es eventuell zu früh. Als Goes inhaftiert wurde waren die Nationalsozialisten noch nicht lange an der Macht. Die Justiz war nicht ganz gleichgeschaltet. Außerdem hätte im Falle einer Anklage festgestellt werden müssen, dass Goes sein Spottgedicht noch zu einem Zeitpunkt verfasst hatte, als die Tat noch keinen entsprechenden Straftatbestand dargestellt hätte.”