Artikel in Bestand

Forschungsprojekt zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Paulinenpflege Winnenden

16. August 2019 | | ,

Die Paulinenpflege Winnenden, bekannt durch ihre Heime für Kinder und Jugendliche sowie den Heimen für hör- oder sprachbehinderte Schüler und Auszubildende, möchte mögliche Missbrauchsfälle in der Zeit von 1949- bis 1978 in ihrer Einrichtung aufarbeiten. Dazu hat die Paulinenpflege das Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung Stuttgart beauftragt. Seit Montag werden im Landeskirchlichen Archiv die Akten des Bestandes der Paulinenpflege durch den Historiker Sebastian Wenger gesichtet. Der Bestand der hauptsächlich aus Einzelfallakten besteht, umfasst 34 Regalmeter. Das Projektergebnis wird schon jetzt mit Spannung erwartet.

Ein bemerkenswertes Militärkirchenbuch aus Crailsheim

28. Mai 2019 | | ,

Taufeintrag vom 7. September 1800 mit umfangreichen Angaben zu den Eltern – der Vater ist aus der Garnison Erlangen (so schön geschrieben sind leider nur wenige der Einträge).

Unter den Archivalien des Dekanatamtes Crailsheim, die sich im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart befinden, befindet sich ein Militärkirchenbuch (Nr. 79), das einige Besonderheiten aufweist.

Das Kirchenbuch enthält einleitend eine Notiz zum Aufenthalt des 3. Bataillons eines königlich-preußischen Infanterieregiments in Crailsheim 1798-1805, gefolgt vom einem Taufregister für die Jahre 1797 bis 1806, einem Eheregister für 1797 bis 1804, einem Totenregister für 1797 bis 1806 und einem Kommunikantenregister für 1798 bis 1806.

Die Einträge sind umfangreich und enthalten mehr genealogisch interessante Informationen als üblich. So sind in den Taufeinträgen die Mütter mit vollem Namen und teilweise der Herkunftsort der Eltern genannt. Die Eheeinträge enthalten Angabe zur Herkunft und Alter sowie zu den Eltern der Brautleute. In den Todeseinträgen von Kindern sind die Mütter ebenfalls mit vollem Namen genannt.

Neben den erwartungsgemäß evangelischen Soldaten bzw. deren Angehörige sind auch viele Einträge zu katholischen Soldaten zu finden, darunter auch Eheeinträge zu rein katholischen Brautleuten. Die bemerkenswerteste Besonderheit aber ist, dass die Einträge nicht nur königlich-preußische Soldaten der Garnison Crailsheim betreffen, sondern auch Soldaten aus den einige Tagesmärsche entfernten Garnisonen Erlangen und Ansbach, die sich zeitweise, wahrscheinlich aus dienstlichen Gründen, in Crailsheim aufhielten.

Objektbestand der Basler Mission Deutscher Zweig jetzt in der Musealen Sammlung im Landeskirchlichen Archiv

15. April 2019 | | ,

Vieles hatte sich über Jahrzehnte hinweg angesammelt bei der Basler Mission Deutscher Zweig in der Stuttgarter Vogelsangstraße: Exotische Mitbringsel von Missionarinnen und Missionaren, Geschenke aus Partnerschaftstreffen, Werbemittel, Sammelbüchsen und sogar das Reiseharmonium eines Indien-Missionars. Zwischen chinesischen Wandbehängen und afrikanischen Trommeln lagerte auch eine Büste von Karl Hartenstein, der von 1926 bis 1939 Direktor der Basler Mission war.

Dass diese Dinge wichtige Zeugnisse der bewegten Geschichte der Basler Mission sind, war den Verantwortlichen spätestens beim 200-jährigen Jubiläum der Basler Mission im Jahr 2015 klar. In der Jubiläumsausstellung „Unterwegs zu den Anderen“ gelang es vor allem durch die Exponate das Publikum anzusprechen und über vielschichtige Perspektiven und Lesarten die Entwicklung der Missionsgesellschaft aufzuzeigen.

Um die Objekte für die Zukunft zu erhalten, wurde der Bestand jetzt in die Museale Sammlung im Landeskirchlichen Archiv gegeben. Dort wird jedes Stück fotografiert, beschrieben und in einer Datenbank erfasst und unter geeigneten klimatischen Bedingungen aufbewahrt. Die Objekte stehen dann weiter für die Öffentlichkeit zur Verfügung und können jederzeit für entsprechende Projekte ausgeliehen werden. Kontakt: andrea.kittel@elk-wue.de

 

Nachlass von Lenore Volz im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart

8. April 2019 | |

Die württembergische Theologin Lenore Volz wurde am 16.03.1913 in Stuttgart geboren, studierte von 1933-1938 Theologie in Tübingen und Greifswald und war ab 1940 zuerst als „Pfarrgehilfin“, nach der zweiten theologischen Dienstprüfung 1943 als „Pfarrvikarin“ in Bad Cannstatt tätig. Dort wurde sie 1970 als Krankenhauspfarrerin investiert und blieb bis 1978 im Amt. Lenore Volz war die treibende Kraft im Kampf um die Gleichberechtigung der Theologinnen, denen es in Württemberg bis zur Reform der Theologinnenordnung 1968 nicht gestattet war, ein Gemeindepfarramt zu übernehmen. Den Anstoß zur Reform gab Lenore Volz 1961 in der kirchlich-theologischen Arbeitsgemeinschaft des Dekanats Bad Cannstatt mit ihrem Vortrag „Ist die Theologinnen-Ordnung von 1948 revisionsbedürftig?“. 1965, als Vorsitzende des Konvents evangelischer Theologinnen in Württemberg bereitete sie mit ihren Mitstreiterinnen die Studie „Frauen auf die Kanzel? Eine brennende Frage unserer Kirche“ vor, die 1967 mit einem Vorwort von Richard von Weizsäcker erschien. Die Beantwortung dieser „brennenden Frage“ führte zum neuen Theologinnengesetz, das am 15. November 1968 verabschiedet wurde. Den Weg, den die Theologinnen bis zu ihrer rechtlichen Gleichstellung gegangen waren, lässt sich im spannenden Nachlass von Lenore Volz nachvollziehen. Darüber hinaus gibt er Einblick in ihre Tätigkeit als Klinikseelsorgerin, in ihre Predigten und ihre berufliche sowie private Korrespondenz. Wir freuen uns über Interessierte, die diesen Nachlass im Landeskirchliche Archiv Stuttgart unter der Signatur D 86 einsehen und neue Erkenntnisse gewinnen möchten. Das Findbuch ist unter der Adresse https://www.wkgo.de/wkgosrc/findmittel/cms/index/LKAS-D086 einsehbar.

Das Archiv der Ulmer Münsterbauhütte als Verzeichnungsprojekt des Landeskirchlichen Archivs

18. März 2019 | | ,

Ulmer Münster, Gesamtansicht von Südosten. Aus: Zehn Deutsche Dome, Berlin 1939, S. 193.

Das Verzeichnungsprojekt der Ulmer Münsterbauhütte ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Landeskirchlichen Archiv Stuttgart und der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Paderborn unter der Leitung von Prof. Dr. Norbert Haag und Prof. Dr. Eva-Maria Seng, ausgeführt von Dr. Anette Pelizaeus und Sabine Tomas.

Im September 2016 wurde das Archiv der Ulmer Münsterbauhütte zur Verzeichnung im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart eingeholt.

Das Archiv enthält erstens eine umfassende Quellensammlung, bestehend aus Amtsbüchern, Bauakten, Akten zum Münsterbauverein, Korrespondenzen, Tagebüchern der Münsterbaumeister, Hüttenmeister und Turmwärter, Bautagebüchern, Baufortgangsberichten, Steinhauer- und Arbeiterlisten, Zahltaglisten und Stammlisten der Mitglieder der Münsterbauhütte. Zweitens beinhaltet das Archiv auch ein umfangreiches Bildarchiv mit Fotos, Dias und ca. 4.000 Glasplatten.

Zunächst musste ein Profil für die Datenbank mit allen notwendigen Informationen zur Verzeichnung des Bildmaterials mit Lokalisation, Titulatur, Objektbeschreibung, ikonografischen und personenbezogenen Angaben, Datierung und einer detaillierten Indizierung erstellt werden, und zwar angelehnt an die allgemeinen Erschließung von Quellen und Bildmaterial im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart.

Die Dokumentation des Bildbestandes ist bereits abgeschlossen. Es wurden ca. 2500 Glasplatten und 3612 Positive, jeweils ausschließlich der Duplikate, in der Datenbank erfasst. Die verzeichneten Glasplatten werden nun in einem zweiten Schritt digitalisiert.

Die Erfassung des Quellenmaterials wird voraussichtlich noch bis Mai 2020 andauern.

Am 24. Mai 2019, 17.00 Uhr,  ist ein Vortrag von Frau Dr. Pelizaeus und Frau Tomas zum Thema Münsterbauhütte geplant. Ort ist der Lesesaal des Landeskirchlichen Archivs.