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„Mit tiefem Andachts-Gefühl und Herzerhebung“ – die Kantaten des Georg Benda

1. September 2022 | |

Georg Benda. Stich von C.G. Geyser. Gemeinfrei

Vor 300 Jahren wurde der Komponist und Musiker Georg Benda geboren. Sowohl mit seinen religiösen Werken als auch den Opern und Melodramen wurde er von seinen Zeitgenossen, auch in Württemberg, sehr geschätzt. Seine Kantaten erklangen ab 1789/90 in den Sonntagsgottesdiensten der Schorndorfer Stadtkirche.

Im Frühjahr 1752 übernahm Benda die Stelle als Hofkapellmeister in Gotha. Zu seinen Aufgaben gehörte die Gestaltung der Kirchenmusik in der Schlosskapelle. Nachdem er bereits für die Jahre 1753/54 und 1765/66 zwei Kantatenjahrgänge vorgelegt hatte, komponierte er 1760/61 einen dritten. Dieser enthält 69 Kantaten nach der Textvorlage des Theologen Balthasar Münter, die nach dem Kirchenjahr geordnet sind und das Thema bzw. die Schriftlesung des jeweiligen Sonn- oder Festtags aufgreifen.

Doch wie kam ein Kantatenjahrgang eines Kapellmeisters aus Gotha nach Schorndorf? 1789 klagte der damalige Musikdirektor in Schorndorf Carl Christian Ferdinand Weckherlin, die vorhandenen Kantaten seien veraltet und entsprächen nicht mehr den gegenwärtigen Geschmack. Außerdem sei es für die Musiker „äußerst entleidend die schon seit 20 Jahren immer das nemliche zu spielen und zu singen“ und empfahl den Ankauf neuer Noten. Dafür empfahl er den Kantatenjahrgang von Georg Anton Benda, der ganz nach dem heutigen Geschmack, mit tiefen Andachts-Gefühl und Herzerhebung“ verfertigt worden. Bereits in den 1770er Jahren waren Benda-Kantaten in Ulmer Münster und in der Stadtkirche in Nürtingen aufgeführt worden und so in Musikerkreisen in Württemberg bekannt.

Der Vorschlag Werckherlins wurde vom Magistrat in Schorndorf angenommen, die Kantaten angeschafft, die Stimmen abgeschrieben und im Gottesdienst vom Collegium Musicum aufgeführt. Als auch die Benda-Kantaten veraltet waren, wurden sie – zusammen mit anderen Noten des Collegium Musicums – in der Kirche Schorndorf gut verwahrt. Ende der 1980er Jahre wurden die ca. 500 historischen Notenhandschriften wiederentdeckt und der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen übergeben. Dort erkannte Dr. Helmut Völkl den Wert des Notenschatzes und ließ sie von Studenten innerhalb ihrer Abschlussarbeiten musikwissenschaftlich untersuchten. Schließlich übergab man die Noten an die Landeskirchliche Zentralbibliothek in Stuttgart. Dort lagern sie – in säurefreien Kartons verpackt – im Magazin. Inzwischen sind die Noten nicht nur im RiSM und im K10 plus katalogisiert, sondern auch digitalisiert. Werfen Sie doch einen Blick in die elektronische Sammlung der Evangelischen Zentralbibliothek Württemberg: http://elk-wue.gbv.de/resolve?id=492925267

Eröffnet euch Himmel: Kantate zum 26. Sonntag nach Trinitatis. Komponiert von Georg Anton Benda nach Texten von Balthasar Münter. – 4 Singstimmen, 4 Stimmen für Streicher, 1 Stimme für Orgel und Partitur. Handschriftlich. – 36 x 21,5 cm, Landeskirchliche Zentralbibliothek, Schorndorfer Musikhandschriften: 219