Neues Buch zu den Verbindungen zwischen Württemberg und Palästina erschienen
In dem neu erschienenen Buch wird erstmals die Geschichte der Zweigstellen des Syrischen Waisenhauses in Jerusalem, das im Jahr 1860 von dem Württemberger Johann Ludwig Schneller gegründet worden war, umfassend dargestellt. Außerdem erfährt der Leser auch einiges über das Syrische Waisenhaus selbst, sowie dessen ideellen Hintergrund, seine Vorgeschichte und Entwicklung. Andreas Butz zeigt in seiner Arbeit, dass Johann Ludwig Schneller seine Tätigkeit nicht nur auf die Jerusalemer Schule beschränkte, sondern auch auf die Idee eine moderne arabische Gesellschaft zu gründen, die von Ackerbau leben würde und da eine Landwirtschaftsschule in Bir Salem zu gründen versuchte. Das große Gut Bir Salem sollte unter die Leitung von Matthäus Spohn in wirtschaftlicher und technischer Hinsicht zum Vorbild in Palästina werden. Nach mancherlei Versuchen (Getreide, Viehhaltung, Weinanbau) kristallisierte sich der Orangenanbau als die geeignete Nutzung heraus. In seinem Buch skizziert der Autor die genaue Entwicklung dieser Anstalt unter Berücksichtigung und Nutzung aller möglich zu findenden Archivalien und Materialien. Mit der selben Gründlichkeit untersuchte er auch die Station in Nazareth (Galiläisches Waisenhaus) und die Station Chemet Allah. Auch in Nazareth wurde der Hübel, auf dem die Einrichtung gebaut wurde, umfassend kultiviert. Chemet Allah, das wie Bir Salem im Bereich der Küstenebene lag, wurde mit modernen Methoden Weizen angebaut.
Hier werden Pionierarbeit in der Landwirtschaftlichen Erziehung sowie Schnellers Ideen zur Entwicklung der Niederlassungen genau skizziert. Danach werden die zwei weiteren Anstalten, die erst richtig in der Mandatszeit wuchsen, dargestellt. Daran schließt sich eine ausführliche Beschäftigung mit der Beschreibung der Niederlassungen in der Reiseliteratur und diversen Reiseerfahrungen an. Des Weiteren werden Publikationen einzelner Reisenden und deren Veröffentlichungen analysiert.
Andreas Butz beschäftigt sich in diesem Buch nicht nur mit der historischen Bedeutung der Zweigniederlassungen. Es gelingt ihm Überlieferungslücken z.B. durch Recherchen in bislang ungenutzten Privatarchiven und Institutionsarchiven wie der Karlshöhe oder des Bethel-Archives Lücken zu schließen und damit bislang unbekannte Informationen und Details zu ermitteln. Dies trägt dazu bei, dass auch einzelnen Persönlichkeiten und Mitgliedern und Mitarbeitern des Waisenhauses und ihrer Bedeutung für das Unternehmen und der Entwicklung der Zweigniederlassungen zum ersten Mal dargestellt werden. Mit dem vorliegenden Werk werden die Grundlagen für die Anerkennung dieser Zweigniederlassungen, die früher kaum in der Forschung Beachtung fanden.
Die Arbeit wurde im Jahr 2020 von der Universität Stuttgart als Dissertation angenommen. Dr. Andreas Butz wurde in Stuttgart geboren, studierte in Tübingen und Stuttgart Geschichte und Anglistik und an der FH Potsdam Archivwesen (Diplom-Archivar). Er arbeitet als Archivar beim Landeskirchlichen Archiv. Das Buch ist als Band 52 in die Reihe der Abhandlungen des Deutschen Palästina Vereins (Deutscher Verein zur Erforschung Palästinas) aufgenommen worden. Es kann überall im Buchhandel bestellt werden. Rezensionsexemplare können beim Harrassowitz-Verlag erfragt werden.
Beitragsbild: Andreas Butz mit seiner Dissertationsschrift vor dem Regal mit der historischen Bibliothek des Syrischen Waisenhauses. Die historische Bibliothek wird heute in der Evangelischen Hochschul- und Zentralbibliothek in Stuttgart-Möhringen aufbewahrt. Es finden sich dort unter anderem die Bücher, die die Lehrkräfte des Waisenhauses zur Vorbereitung ihres Schulunterrichts verwendeten.