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Namensgeschichten 2: Ein mysteriöser Nachname – woher stammt der Name „Kohlmann“ in Oberhaugstett?

24. August 2022 | |

In der Reihe „Namensgeschichten“ werden Fälle vorgestellt, in denen der Umgang mit Namen eine bemerkenswerte Rolle spielt.

Wurde früher ein Kind unehelich geboren, bekam es nur mit Einverständnis des leiblichen Vaters dessen Nachnamen. War der Vater unbekannt (oder gestattete die Namensführung nicht), erhielt das Kind den Nachnamen der Mutter. Es war auch nicht selten, dass ein uneheliches Kind über mehrere Jahre den Nachnamen der Mutter trug, seine leiblichen Eltern einige Jahre später doch heirateten und das Kind mit der Hochzeit der Eltern den Namen des Vaters erhielt.

In Oberhaugstett (damals nur als „Haugstätt“ bezeichnet), das zur Pfarrei Neubulach gehört, ist ein anders gelagerter, rätselhafter Fall zu finden.

Taufe 06.01.1777 Oberhaugstett

Am 6. Januar 1777 wurde ein Johann Jakob in Haugstätt geboren und noch am gleichen Tag getauft. Seine Mutter war eine Christina, die Tochter des damals bereits verstorbenen Johann Jakob Holzäpfel und Stieftochter („privigna“) des Johann Georg Essich. Der Vater des Kindes ist nicht genannt.[1]

Hochzeit 27.01.1802 Neubulach

Am 27. Januar 1802 heiratet der uneheliche Sohn der eben genannten Christina Holzäpfel in Neubulach. In dem entsprechenden Eheeintrag lautet der Name des Bräutigams mysteriöserweise Johann Jakob Kohlmann.[2] Im Seelenregistereintrag und dem Familienregister zu diesem Johann Jakob Kohlmann ist dieser als „Spur[ius]“, also uneheliches Kind bezeichnet. In beiden Einträgen ist außerdem sein obiges Geburtsdatum und seine Mutter Christina Holzäpfel angeben, so dass die Identifizierung eindeutig ist. In beiden Einträgen ist außerdem eingetragen, dass sein Vater nicht im Taufbuch angegeben ist.[3] Auch in seinem Todesdatum ist nur seine Mutter angegeben.[4]

Familienregister Kohlmann Oberhaugstett

Woher nun der Nachname Kohlmann kommt, bleib ungeklärt. Die Schreiber, die diese Einträge jeweils vorgenommen hatten, hatten es wohl als selbstverständlich gesehen, dass dieser Johann Jakob nun Kohlmann heißt, so dass sie es nicht als nötig erachtet hatten, Angaben zur Herkunft des Nachnamens zu machen. Auffällig ist, dass es im gesamten Kirchspiel der Pfarrei Neubulach keinen Kohlmann gab. War der Nachname ein erfundener? Und wenn ja, warum und wer hat Johann Jakob diesen Nachnamen gegeben?

Dies alles bleibt wohl ungeklärt. Andere historische Unterlagen des Pfarramts Neubulach, wie z.B. die Protokolle des Kirchenkonvents, vor dem sich Frauen, die unehelich schwanger waren, zu verantworten haben, geben diesbezüglich keine Auskunft. Eine Paternitätsliste, in denen durch den Kirchenkonvent oder das Oberamt ermittelte Väter eingetragen wurden, sind nicht überliefert. Auch im Stadtarchiv von Neubulach (Bestände Neubulach und Oberhaugstett) und wahrscheinlich auch im Landesarchiv, sind keine Akten, die Licht ins Dunkle bringen könnten, vorhanden.

 

Quellen

[1] Kirchenbücher Neubulach, Mischbuch 1685-1819, Taufregister 1685-1807, S. 324

[2] KB Neubulach, Eheregister 1801-1829, S. 2

[3] KB Neubulach, Seelenregister 1783-1820, Spalte 203 (Johann Jakob Kohlmann) und KB Neubulach, Familienregister Oberhaugstett, S. 87 (Johann Jakob Kohlmann)

[4] KB Neubulach, Totenregister 1847-1864, S. 46