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Schriftkundliche Herausforderungen in den Mötzinger Kirchenbüchern

11. Januar 2023 | |

In den Kirchenbüchern der Pfarrei Mötzingen (Landkreis Böblingen) stößt man auf verschiedene Einträge, die auch für geübte Forschenden schriftkundliche Herausforderungen darstellen.

Im Eheregistereintrag vom Ostermontag 1698 (Feria secunda paschalis, 25. April 1698) ist die Hochzeit eines Johannes Geigers, „Tragoner unter dem löbl[ichen] würtembergischen Regiment“ eingetragen.

Das große G ist auf Anhieb nicht zu erkennen, auf den ersten Blick sieht der Buchstabe eher wie ein großes A aus. Die spätere Ergänzung des Nachnamens mit Bleistift hilft an dieser Stelle aber weiter. Ohne den Bleistiftnachtrag (oder zusätzlich zu diesem) hilft ein Vergleich der Namen in den anderen Einträgen auf der Seite. Oben auf der Seite, in den Einträgen vom 1. Mai 1694 und dem 29. Januar 1695 findet man die Eheeinträge eines Georg Werners bzw. eines Joh. Georg Sattler. Da an diesen Stellen nichts anders stehen kann außer jeweils Georg, kann über diese Namen das große G eindeutig identifiziert werden.[1]

Im Eheregistereintrag vom „7. Herbstmon[at]“ (September) 1701 ist eine weitere Herausforderung zu finden. Erst auf den zweiten Blick ist zu erkennen, dass in diesem Eintrag die Hochzeit eines Blasius Großmann, „gewesener Dragoner unter dem fuggerischen Regiment“ eingetragen ist.

Während sich bei anderen Schreibern und Schriften (z.B. der Sütterlin), das große B und das große L ähneln, ist es in diesem Fall das große B und das große G. Ein Abgleich mit dem Eintrag vom „28. Weinmon[at]“ (Oktober) 1700 hilft weiter. Dort ist zweimal der Name Georg und zweimal das Wort Burger zu finden, so dass das große G bzw. das große B eindeutig identifiziert werden kann.[2]

Eine Herausforderung der etwas anderen Art stellen die Taufeinträge vom 4. November 1699 bis zum 3. März 1704 auf den Seiten 179 bis 184 dar. Johann Melchior Ruoff, der Pfarrer, der auch für die Ähnlichkeit von großem B und großem G verantwortlich ist, hat zum Zeitpunkt von Geburt und Taufe detailliertere Angaben gemacht als sein Vorgänger bzw. Nachfolger (vgl. Abbildung der Doppelseite 178f). Das beachtliche daran ist die geringe Buchstabenhöhe, mit der Ruoff die Einträge teilweise geschrieben hat – er muss mit einer sehr feinen Feder geschrieben haben. Diese geringere Buchstabenhöhe hat Ruoff (in Abstufungen) auch für die bei Militärangehörigen üblichen zusätzlichen Angaben verwendet.

Anhand des Ausschnitts von Seite 179 und den Detailabbildungen ist der Unterschied zwischen „Haupttext“ einerseits und Anmerkungen und zusätzlichen Angaben andererseits bzw. die geringe Buchstabenhöhe zu erkennen.

Im ersten Detailbild ist außerdem eine weitere Herausforderung zu sehen. Das kleine y und das kleine p im Nachnamen Nymphius sind auf den ersten Blick sehr ähnlich. In diesem Detail ist zudem in der zweiten Erwähnung des Nachnamen Nymphius (5. Zeile: „Nymphiq“) sowie in Notarius (6. Zeile: „Notariq“) das gängige Kürzel für „us“ zu sehen, das einem kleinen q oder einer tiefergestellten 9 ähnelt.[3]

 

[1] KB Mötzingen, Mischbuch 1560-1774, Eheregister 1564-1749, S. 33

[2] KB Mötzingen, M 1560-1774, E 1564-1749, S. 34

[3] KB Mötzingen, M 1560-1774, Taufregister 1595-1774, S. 178f