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Serie Nachkriegszeit Teil 12: Siedlungswesen – Kirchliche Bauförderung

1. Dezember 2020 | |

Das Evangelische Hilfswerk war von Anfang an bestrebt, der großen Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg Abhilfe zu schaffen. Die Beschaffung von Baustoffen war zunächst fast unmöglich. Daher begann man 1945 mit dem Bau von Häusern in Lehmbauweise. Diese Bauart kannten viele Flüchtlinge z.B. aus ihrer südosteuropäischen Heimat, so dass sie ihre Erfahrung in das Bauverfahren einbringen konnten. In Kleinbottwar entstand unter Federführung des Hilfswerks eine der ersten Lehmbausiedlungen, und zugleich eine Ausbildungsstätte für diese traditionelle Bauweise. Handgeformte und luftgetrocknete Lehmziegel, die kaum Bindungsmörtel benötigen, dienten als Baumaterial. Nach der Währungsreform 1948 konnte der Wohnungsbau durch staatliche und kirchliche Förderung weiter vorangetrieben werden. Die Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft des Hilfswerks der EKD war beratend tätig und stellte Darlehen für Eigenheimbauer bereit. In Württemberg konnten mit Hilfe der Siedlungsgesellschaft bis 1955 etwa 2500 Wohnungen errichtet werden. Um schnell Wohnraum zu schaffen, gründete das Hilfswerk nach dem Krieg die Aktion „Ausbauwohnung“. Diese Wohnungen wurden in bestehenden meist kommunalen Häusern ausgebaut. In Württemberg konnten so 350 Wohnungen für etwa 1200 Flüchtlinge bereitgestellt werden. Landesbischof Martin Haug startete 1952 einen öffentlichen Aufruf: „Seitdem ich von der großen Not in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern gehört habe, kann ich des Nachts nicht mehr ruhig schlafen. Ich bitte dem Ruf des Hilfswerks zu folgen: Jede Gemeinde baut eine Ausbauwohnung für eine heimatvertriebene Familie.“

Quellen:

LKAS, Bildersammlung
OKR Altreg. Generalia 529 b
L 1 Nr. 333, 346, 349, 353

Beitragsbild: Spendenappell des Hilfswerks zur Förderung des Wohnungsbaus