Predigten im Pfarrarchiv von Lichtenwald
Bei der Einholung des Pfarrarchivs von Lichtenwald (ehemals Hegenlohe), das inzwischen als Bestand im Landeskirchlichen Archiv lagert, befand sich unter den Unterlagen ein Umschlag, der ein zunächst schwer einzuordnendes Konvolut älterer Schriftstücke und Hefte enthielt. Wie sich bei näherer Begutachtung ergab, handelte es sich hierbei, um eine Sammlung von Beerdigungspredigten und einem kleineren Heiligenlagerbuch aus dem 17. Jahrhundert, das mit den Predigten in keinem Zusammenhang steht. Die Predigtsammlung setzt sich einerseits aus 46 Beerdigungspredigten des Dekans von Niederstetten Christoph Michael Cranz (1718-1786) zusammen, die dieser von 1778 bis 1780 in Niederstetten gehalten hat. Der zweite Teil besteht aus weit über hundert Predigten des Hegenloher Pfarrers Albert Stähle (1801-1867), die dieser während seiner gesamten Amtszeit dort (1834-1849) gehalten hat. Die Predigten beinhalten jeweils mehr oder weniger umfangreiche Lebensläufe der damaligen Ortsbewohner. Dass sich die Predigten von Dekan Cranz in Lichtenwald befanden, scheint seine Ursache darin zu haben, dass Stähle sie vermutlich als Vorlage für seine eigenen Predigtvorbereitungen nutzte. Cranz war der Großvater von Stähles Frau. Zudem war Stähle 1823/24 Pfarrverweser in Niederstetten. Die Predigten müssen über die Familie seiner Frau in seinen Besitz gekommen sein. Solche Predigtüberlieferungen sind nicht uninteressant, da sich diese Quellengattung normalerweise nicht in den amtlichen Überlieferungen von Pfarrämtern findet. Inhaltlich gesehen hat man hier auch einen breiten Querschnitt der Lebensläufe der Bewohner der beiden Orte.