Kalligrafie in Kirchenbüchern
Eine der ersten Hürden bei der historischen Forschung – bei der akademischen, wie auch bei der Ahnenforschung – ist die Handschrift, in der die jeweilige Quelle geschrieben ist. Ist die Deutsche Kurrentschrift für Anfänger schon schwer zu lesen, so erschweren „Sauklauen“ den Zugang zu den Quellen erst recht. Da ist es umso erfreulicher, wenn es Schreiber gibt, deren Handschrift fast schon als Kalligrafie bezeichnet werden kann.
Zu diesen Schreibern gehört der Pfarrer Wilhelm Christoph Burckh (~ 25.05.1676 in Metzingen, + 08.02.1747 in Pfalzgrafenweiler), Pfarrer in Berneck (Altensteig, Lkr. Calw) ab 1701, in Grömbach (Lkr. Freudenstadt) ab 1707 und in Pfalzgrafenweiler (Lkr. Freudenstadt) ab 1716 bis zu seinem Tod.
In Berneck ist seine Handschrift im Taufregister ab 26.05.1701, im Eheregister ab 08.06.1701 und im Totenregister ab 04.05.1701 zu finden.
In Grömbach hat er Amtshandlungen ab 29.09.1707 ins Taufregister und ab 09.08.1707 ins Eheregister eingetragen, ein Totenregister ist aus dieser Zeit nicht vorhanden. In das Mischbuch, in dem sich diese Register befinden, wurden außerdem Reskripte und Kirchenkonventsprotokolle eingetragen, so dass man Burckhs Handschrift auch in diesen ab 15.12.1707 bzw. 24.08.1707 online einsehen kann.
In Pfalzgrafenweiler Taufregister findet man Burckhs ersten Eintrag am 26.01.1716. Im Eheregister ist bereits am 10.09.1715 seine Handschrift zu finden. Die besagte Hochzeit wurde zwar von seinem Vorgänger Johann Ludwig Steck (27.06.1646-23.09.1715) durchgeführt, jedoch hatte Burckh sie eingetragen – entweder weil Steck nicht mehr schreiben konnte oder aus anderen Gründen. Noch vor Burckhs offiziellen Stellenantritt im Januar 1716 hatte er zwei Beerdigungen stellvertretend vorgenommen und im Totenregister eingetragen, die seines Vorgängers am 26.09.1715 und eine weitere am 23.12.1715.
Burckh hatte seit Beginn bis zum Ende seines 46-jährigen Pfarrdienstes eine saubere, sehr gut lesbare Handschrift geführt, vorhergehende und nachfolgende Pfarrer kamen an diese Kalligrafie nicht heran – auch wenn ihrer Handschriften auch noch lesbar sind (vgl. Bilder).
Ein anderes Beispiel für gut lesbare Schriften findet sich in den Kirchenbüchern von Bad Wimpfen. Gleichzeitig findet man Belege dafür, dass die Register nicht immer und überall durch den Pfarrer geführt wurden. In der Pfarrei Wimpfen am Berg existieren drei Zweitschriften von Taufregistern für den Zeitraum 1741 bis 1807, die vom jeweiligen Mesner geführt wurden. Ab 08.11.1765 ist die Schrift sehr gut lesbar. Die Erstschriften der Ehe- und Totenregister wurden mindestens vom 19.11.1765 bis Ende 1807 durch den Mesner geführt, was anhand der markanten Schrift (hier bzw. hier) und der persönlichen Eintragung durch den Schulmeister und Mesner Gottfried Christian Albrecht Kubach auf der letzten Seite des Totenregisters 1807 belegt ist. Vor ihm wurden die Register durch den Schulmeister und Mesner Friedrich Christoph Muckh, seinem Schwiegervater, geführt (Kubach kann die Register nicht bereits ab 1765 geführt haben, vgl. Biografie). Ihre beiden Handschriften sind erstaunlicherweise nicht voneinander zu unterscheiden, möglicherweise hat Kubach das Schönschreiben bei seinem Schwiegervater gelernt.
Biografische Notizen zu Friedrich Christoph Muckh
* 14.10.1727 in Ohrnberg (Öhringen, Hohenlohekreis)
+ 20.03.1809 in Wimpfen am Berg (Bad Wimpfen, Lkr. Heilbronn)
Schulmeister in Wimpfen im Tal ab 1744, Mädchen-Schulmeister und Mesner in Wimpfen am Berg ab September 1765
Biografische Notizen zu Gottfried Christian Albrecht Kubach
* 21.03.1767 in Adelsheim (Neckar-Odenwald-Kreis)
+ 27.12.1840 in Wimpfen am Berg (Bad Wimpfen, Lkr. Heilbronn)
Schulmeister in Wimpfen im Tal ab 15.02.1785, Mädchen-Schulmeister und Mesner in Wimpfen am Berg ab 08.02.1799
oo 05.08.1788 in Wimpfen am Berg Maria Clara Rosina Muckh
Quellen zu Burckh
KB Metzingen, Mischbuch 1648-1735, Taufregister 1648-1687, ohne Seitenzählung (25.05.1676)
KB Pfalzgrafenweiler, Totenregister 1719-1808, ohne Seitenzählung (08.02.1747)
Biografie Wilhelm Christoph Burckh im Pfarrerbuch
Biografie Johann Ludwig Steck im Pfarrerbuch
Quellen zu Kubach
KB Adelsheim, Mischbuch 1729-1802, Taufregister 1729-1788, S. 154 (21.03.1767)
KB Bad Wimpfen, Totenregister 1831-1841, S. 300 (27.12.1840)
KB Bad Wimpfen, Seelenregister H-Z, Nr. 187 (Familie Gottfried Christian Albrecht Kubach)
KB Bad Wimpfen, Seelenregister H-Z, Nr. 132 (Familie Friedrich Christoph Muckh)
KB Ohrnberg, Mischbuch 1552-1758, Taufregister 1627-1758, Bl. 164v (14.10.1727)
KB Bad Wimpfen, Totenregister 1808-1830, S. 60 (20.03.1809)
KB Bad Wimpfen, E 1590-1807, ohne Seitenzählung (05.08.1788)
Allgemeiner Literaturhinweis: Unsere Arbeitshilfe zur Forschung mit den württembergischen Kirchenbüchern kann zum Preis von 5,00 Euro bestellt werden.