183 Jahre später geht derselbe Brief erneut auf die Reise nach Halle
Am 12. Januar 1842 schrieb Julius Freiherr von Gemmingen (1774-1842) in Stuttgart an „Meine geliebten Kinder“. Gemeint sind damit seine Tochter Mathilde (1816-1894) und ihr Mann, der berühmte Theologen August Tholuck (1799-1877), dessen zweite Ehefrau sie war. Mathilde Tholuck hat sich als Begründerin der Diakonissenanstalt in Halle bleibende Verdienste erworben.
Dieser Brief kam bei der Bearbeitung des Nachlasses des Dekans Johannes Josenhans (1893-1983) [LKAS, D 140] ans Tageslicht, hat aber nur im weitesten Sinne Bezug zum Nachlassgeber. Dieser kommt zwar aus der schwäbischen Erweckungsbewegungstradition, aber eine Verbindung ist nur in dieser Frömmigkeit und nicht in einer unmittelbaren Verbindung zu Josenhans und seinen Vorfahren herzuleiten. Dementsprechend bleibt die Überlieferungsgeschichte dieses Schriftstücks im Dunkeln.
In diesem Brief teilt Julius von Gemmingen am Jahresanfang 1842 die Freude über die Einführung des neuen Gesangbuchs in Württemberg und die Umstände seiner Entstehung mit. Es handelt sich hierbei um das soeben in Benutzung gegangene ‚Gesangbuch für die evangelische Kirche in Württemberg. Stuttgart 1842‘. Die Freude darüber ist nachvollziehbar, denn es löste das über 50 Jahre in Gebrauch gewesene Gesangbuch von 1791 ab. Zugleich war dieses neue Gesangbuch ein „Werk der Kirche“, denn es entstand aus der Arbeit der Synode und Stimme der Gemeinden heraus (Württembergische Kirchengeschichte. Stuttgart 1893, S. 600). Davon gibt von Gemmingens Brief ein beredtes Zeugnis: er schreibt von der geringer gewordenen Einflußnahme des Königs und seiner Minister.
Nun hat der Brief wieder den Ort seiner Bestimmung erreicht: Halle an der Saale. Die Empfänger leben schon lange nicht mehr; aber er wird im Archiv der Franckeschen Stiftungen und dort in den Nachlass August Tholuck Eingang finden und recherchierbar sein.