Veranstaltung zur ForuM-Studie im Landeskirchlichen Archiv
Die Fachstelle zum Umgang mit sexualisierter Gewalt der Landeskirche und die Fachstelle für den Umgang mit (sexualisierter) Gewalt und Machtmissbrauch in der Diakonie Württemberg veranstalteten am 27.09.2024 im Landeskirchlichen Archiv einen Fachtag zum Thema „Nach der ForuM-Studie – Rückblick und Konsequenzen für kirchliches Handeln“.
Im ersten Referat stellte Dr. Andreas Hoell, Mitarbeiter der ForuM-Studie vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, „Kennzahlen und Umgang – Kennzahlen zur Häufigkeit sexuellen Missbrauchs im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland und Merkmale des institutionellen Umgangs mit Missbrauchsvorwürfen“ vor. In seinem Vortrag wurde deutlich, dass das Zuschnitt der Studie zur Auswertung der Personalakten der Landeskirchen nicht optimal war und für die Auswertung aller Personalakten wesentlich mehr Zeit in Anspruch benötigt worden wäre. So wurden nur die Disziplinarakten in die Studie aufgenommen.
„Die Datenlage der Evangelischen Landeskirche in Württemberg“ stellte der Leiter des Referats Archiv, Bibliothek, Dokumentenmanagement, Dr. Claudius Kienzle, vor. Er erläuterte den Aufbau einer Personalakte und die Vorgehensweise beim Aktenscreening sowie die vollständige Auswertung von ca. 9000 Personalakten einschließlich der Disziplinarakten im Zeitraum von 1945 bis 2020. Diese Datenmenge von 320 lfd. m. konnte im Anschluss an den Vortrag bei einer Archivführung besichtigt werden.
Als dritter Referent sprach Dr. Michael Frisch über „Resonanzen und Ambivalenzen: Zwischen Datenschutz und Aufarbeitungsverantwortung“.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine von Pressesprecher Dan Peter moderierte Podiumsdiskussion unter Einbeziehung des Publikums mit den Referenten, Prälatin Gabriele Wulz sowie Ursula Kress von der Fachstelle sexualisierte Gewalt. Vor der Podiumsdiskussion meldete sich Pfarrer Dierk Schäfer zu Wort, der als Seelsorger für Betroffene gearbeitet hat. Er klagte die evangelischen Kirche an, „Kinder geschändet“ zu haben, bei der Aufarbeitung Zeit zu schinden und bei den Anerkennungsleistungen für Betroffene Geld sparen zu wollen.
Als positiven Ausblick konnte Ursula Kress über die Einrichtung von unabhängigen regionalen Anerkennungskommissionen innerhalb der EKD berichten, die ab 2025 ihre Arbeit aufnehmen werden.
Foto: Podiumsdiskussion mit Dan Peter, Dr. Claudius Kienzle, Dr. Andreas Hoell, Prälatin Gabriele Wulz.