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Volkstrauertag

15. November 2020 | |

Man läuft oft mehr oder weniger achtlos an solchen Gefallenendenkmälern mit den vielen Namen vorbei. Aber hinter jedem Namen verbirgt sich ein Leben, das durch den Krieg abgeschnitten wurde.

Zum heutigen Volkstrauertag zeigen wir zwei Gefallenengedenktafeln der Karlshöhe aus unserer Musealen Sammlung.

Der Volkstrauertag wurde 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs initiiert und wird seit 1925 begangen.

Gefallenengedenktafeln werden heute sehr zwiespältig betrachtet. Werden hier diejenigen gewürdigt, die für ihr Land starben, im Bewusstsein, ihre nationale Pflicht zu erfüllen? Oder werden hier Täter gefeiert, Kriege verherrlicht und ein falsches Heldentum gefördert? Wo wird um die Toten getrauert? Müsste nicht aller Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaften gedacht werden?

Überhaupt: ist das nicht alles viel zu lange her? Der richtige Umgang mit dieser Art von Erinnerung und Gedenken wird in der Öffentlichkeit jedenfalls heftig diskutiert.

Für die Diakonie Karlshöhe passten die Gefallenengedenktafeln schon lange nicht mehr in die Zeit. Jahrzehntelang lagerten sie in einem Abstellraum, bis sie in diesem Frühjahr ins Landeskirchliche Archiv gebracht wurden. Als historische Objekte sind sie dort am richtigen Platz. Mit den sorgfältig aufgemalten Namen und Daten der im ersten Weltkrieg „für das Vaterland“ gefallenen diakonischen Brüder und ehemaligen Zöglinge des Kinderheims in Ludwigsburg sind die Tafeln wichtige Zeugnisse für die Geschichte der Brüderanstalt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auf diese Weise können Kriegerdenkmäler und Gefallenengedenktafeln sinnvoll in ihrem historischen Kontext verortet werden.

Der Volkstrauertag wird heute als Gedenktag für alle von Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus Betroffenen begangen. Bei der zentralen Feierstunde im Deutschen Bundestag spricht der Bundespräsident das traditionelle Totengedenken, das mit folgenden Worten beginnt: “Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.”

Namen und Lebensläufe – Spurensuche in den Karlshöher Brüderbüchern

Um den Namen der gefallenen Karlshöher Brüder weiter nachzugehen, eignen sich die regelmäßig herausgegebenen „Brüderbücher“ als interessante Quelle. Darin finden sich Kurzbiogramme der Diakone, die Einblick in ihre Lebensläufe und Arbeitsstationen geben.

Greifen wir zwei Namen auf der Gefallenengedenktafel heraus – Christoph Wohlgemuth und Jakob Waldenmayer.

Links auf der Tafel ist das Jahr des Eintritts in die Karlshöhe vermerkt, bei beiden 1904. Die Sterbedaten befinden sich rechts.
Aus dem Brüderbuch das Jahres 1912 erfahren wir Genaueres, nämlich, dass Christoph Wohlgemuth 1877 in Möttlingen bei Calw geboren wurde, dass er sich 1905 mit Friederike Hohenberger verheiratet hat und 1907 seine Tochter Maria zur Welt kam. Seine beruflichen Stationen erstrecken sich vom Stuttgarter Ludwigsspital, über das „Brenzhaus“, bis zum Gesellenheim „Hans Sachs“, wo er zuletzt als Hausvater wirkte und das alkoholfreie Vereinskaffeehaus betrieb.
Jakob Waldenmayer wurde 1881 in Zell, bei Kirchheim/Teck geboren. Bevor er die Karlshöher Ausbildung zum Krankenpfleger und Diakon begann, war er zwei Jahre beim Militär in Ulm. Seine beruflichen Stationen führten ihn nach Stuttgart in die „Herberge zur Heimat“ für wandernde Arbeitssuchende und in eine ähnliche Eirichtung in Straßburg. Er war tätig in der Chirurgischen Klinik in Tübingen, in der Arbeiterkolonie Erlach, als Diakon in Staigacker und schließlich wieder auf der Karlshöhe in Ludwigsburg.
Schauen wir im Brüderbuch von 1921, finden wir beide bei den Verstorbenen, unter der Rubrik „Entschlafene Brüder“.
Bei Christoph Wohlgemuth ist vermerkt, dass er am angegebenen Datum in einem Feldlazarett in Rostow seinen Kriegsverletzungen erlag. Darüber hinaus ist noch zu ersehen, dass vor dem Krieg, 1913, seine zweite Tochter, Elsa, geboren worden war.
Bei Jakob Waldenmayer erfahren wir, dass er bei Favreuil (Frankreich) gefallen ist.

Verweise:

LKAS Bestand Karlshöhe L1
LKZB Brüderbücher
wkgo Karlshöhe