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Theologiestudierende der Uni Tübingen auf Besuch im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart. Bericht von der Exkursion

9. September 2022 | | ,

Wer sich wissenschaftlich mit Kirchengeschichte auseinandersetzt, kommt nicht umhin, mit Primärquellen zu arbeiten. Umso naheliegender ist es, im Rahmen eines Proseminars zur Neueren Kirchengeschichte die größte kirchliche Archivsammlung in Baden-Württemberg zu besuchen. Daher besichtigten wir, der Proseminarkurs der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen, mit unserem Dozenten Herrn Gerber am 23. Mai 2022 das Landeskirchliche Archiv in Stuttgart-Möhringen. Unser Ziel war es, zu erfahren, wie wir in unserem weiteren theologischen Studium an Originalquellen für Haus- und Abschlussarbeiten kommen können und welche Quellen zu unserem Seminarthema „Deutsche Einflüsse auf Palästina im 19. Jahrhundert“ im Stuttgarter Archiv zu finden sind.

In Möhringen angekommen, gab uns Herr Bing zunächst einen Einblick in die Tätigkeiten und Aufgaben des Landeskirchlichen Archives und welche Möglichkeiten der Recherche wir Studierende nutzen können. Er verdeutlichte uns, welche besondere Rolle die Kirchen für die Überlieferung von Stammbäumen durch Tauf- und Totenregister spielen und nach welchen verschiedenen Kategorien sie im Keller des Archivs schlummern. Herr Bing berichtete auch von aktuellen Entwicklungen für die Arbeit in Archiven. Beispielsweise, wie das Landeskirchliche Archiv andere Archive im ukrainischen Kriegsgebiet unterstützt oder welche neuen Herausforderungen auf die Archivarbeit in den kommenden Jahren durch die zunehmende Digitalisierung zukommen werden.

Besonders eindrucksvoll für uns war die anschließende Führung durch die kühlen Kellerräumlichkeiten des Archivs. Die vollgepackten Rollregale mit all den historischen Dokumenten und Büchern gaben uns Einblicke in den Alltag längst vergangener Zeit. Per Zufall schauten wir in verschiedene, teilweise mehrere Jahrhunderte alte Kirchenbücher. Wir bekamen beispielsweise einen Einblick in die Haushaltskasse einer Pfarrfamilie im 18. Jahrhundert, in eine Erntedankzeremonie einer kleinen schwäbischen Kirchengemeinde oder einen Strafprozess gegen zwei Geistliche. Auch konnten wir in einem Tübinger Studentenregister die Beurteilung über Friedrich Hölderlin als Student auf lateinisch entziffern.

Besonders spannend war es die Originaldokumente zu sehen, mit denen wir uns bereits in unserem Proseminar beschäftigt haben oder noch beschäftigen werden. So hatten wir die Möglichkeit, einen Blick auf die Originalfotos und Dokumente des Syrischen Waisenhauses und der Schneller Familie zu werfen.

Auch in der musealen Sammlung des Archivs durften wir uns umschauen und die vielen verschiedene Ausstellungsstücke begutachten. Zum Schluss bekamen wir noch eine Einführung in die für uns doch recht antiquierte Technik des Auslesens eines Mikrofilmes.

Die Führung durch das Landeskirchliche Archiv hat uns Studierenden einen sehr spannenden Einblick gegeben und die Hemmschwelle deutlich gesenkt, während unseres Studiums auf die Arbeit und Unterstützung des Landeskirchlichen Archives zurückzugreifen. Das Potenzial, welches in den Primärquellen im Archiv in Stuttgart schlummert, hat uns jedenfalls sehr begeistert und uns einen neuen Blick auf das Thema „Kirchengeschichte“ eröffnet.