Nachlass Christoph Scheytt

11. November 2019 | | ,

Als Reaktion auf unseren Aufruf zur Übernahme von historischen Unterlagen in Privatbesitz fand u.a. der Nachlass von Christoph Scheytt im Juni 2019 seinen Weg ins Landeskirchliche Archiv und wurde unter der Signatur LKAS, D 102 verzeichnet.

Johannes Christoph Scheytt wurde am 25.10.1928 in Murrhardt geboren. Von 1935 bis 1938 besuchte er die Volksschule, danach die Oberschule in Murrhardt. 1944 wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen und u.a. in Berlin eingesetzt. Im April 1945 desertierten er und ein Kamerad und schlugen sich nach Süddeutschland durch. – Die Geschichte dieser Flucht hat Christoph Scheytt 2013 in dem Buch „Wohin wir gehen. Geschichte einer Fahnenflucht.“ Veröffentlicht. Dieses Buch lag dem Nachlass bei und wurde an die Landeskirchliche Zentralbibliothek abgegeben. – Von September 1945 bis Juli 1946 besuchte Christoph Scheytt das evangelisch-theologische Seminar in Blaubeuren. Im Oktober 1946 begann er sein Studium am Evangelischen Stift in Tübingen. Nach bestandener erster evangelisch-theologischer Dienstprüfung im Frühjahr 1951 wurde er am 26.03.1951 in Murrhardt ordiniert. Vom 01.04.1951 bis 21.01.1952 war er Vikar in Wendlingen, vom 22.01.1952 bis 31.07.1952 Pfarrverweser in Tumlingen, vom 01.08.1952 bis 21.07.1954 Pfarrverweser in Waldstetten. Im Mai 1953 legte er die zweite evangelisch-theologische Dienstprüfung ab. Vom 22.07.1954 bis 14.11.1961 war er Pfarrer in Waldstetten, vom 15.11.1961 bis 31.10.1970 hatte er die zweite Pfarrstelle in Waiblingen inne, am 01.11.1970 übernahm er die erste Krankenhauspfarrstelle in Ulm. In den 1980ern war er außerdem Teilprojektleiter im Sonderforschungsgebiet 129 der Universität Ulm („Sozialwissenschaftliche und psychophysiologische Analysen psychotherapeutischer Prozesse“), das Seelsorgegespräche mit todkranken Patienten untersuchte. Am 01.06.1993 trat er in den Ruhestand. Er verstarb am 07.02.2019 in Esslingen am Neckar.

Er war seit 1953 verheiratet und hatte sechs Kinder.

Als Pfarrer in Waldstetten war mit verantwortlich für den Bau der Erlöserkirche, der ersten evangelischen Kirche im sonst katholisch geprägten Ort. Die Kirche wurde am 14.09.1958 eingeweiht. Das erste Kind, das in der neuen Kirche getauft wurde, war eine seiner Töchter.

Der Bestand besteht größtenteils aus Predigten, die Scheytt in seiner Pfarrei, aber auch außerhalb gehalten hat. Auch aus der Zeit seines Ruhestandes sind viele Predigten vorhanden. Die Predigten sind zum einen nach Ereignissen (Taufe, Hochzeit, Beerdigung u.a.) geordnet. Hier ist eine chronologische Ordnung vorhanden. Zum anderen sind die Predigten nach Bibelstellen und somit nicht chronologische geordnet. Eine Verzeichnungseinheit lässt überhaupt kein Ordnungssystem erkennen. Viele der eigenen Predigten hat Scheytt nur in Stenografie verfasst, was die Auswertung deutlich erschweren würde. In Verzeichnungseinheit Nr. 15 ist die Predigt am 12.03.1967 sowohl in Stenografie, als auch als Abschrift vorhanden, was den Zugang evtl. erleichtert. Die meisten Predigten sind Scheytts eigene Predigten. Er hat aber auch Predigten anderer gesammelt. So sind v.a. vom Reutlinger Prälaten Theophil Askani etliche Predigten vorhanden.

Neben den Predigten sind noch Terminkalender aus den Jahren 1955 bis 2013 vorhanden, leider auch größtenteils mit stenografischen Einträgen, sowie Sammlung zur beruflichen Biografie, persönliche Zeugnisse und vereinzelte dienstliche Unterlagen. Außerdem sind aus dem Sonderforschungsgebiet 129 ebenfalls Unterlagen vorhanden, wenn auch nur – dem ersten Eindruckt nach – fragmentarisch.